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Bei uns ist es recht häufig so, dass ähnliche Teams immer wieder Dienst am RTW tun. Somit kennt man seine Kollegen und kann ihr Verhalten oft antizipieren. Das führt natürlich zu einer gewissen Vertrautheit und jeder weiß ungefähr was die nächsten Schritte sein werden. Wir sprechen alle die gleiche (medizinische Sprache) und wenn man auch noch regelmäßig und häufig gemeinsam Dienste fährt so führt das dazu, dass wie in einem großen Uhrwerk ein Zahnrädchen ins andere greift.
Auf der anderen Seite führt das natürlich automatisch dazu, dass man mit einem Team mit dem man sonst nie Dienst tut sich plötzlich verhältnismäßig schwer tut. Man spricht zwar weiterhin die gleiche Sprache, jedoch mit einem deutlich unterschiedlichen Dialekt. Jeder macht gewisse Kleinigkeiten doch ein wenig anders und plötzlich gerät das Uhrwerk ein wenig ins Stocken. Nicht so, dass man es von Außen merken würde oder gar der Patient schlechter behandelt würde, aber doch so, dass es ein erhöhter Stressfaktor für die Mannschaft ist.

Genau diese Tatsache habe ich in einem meiner letzten Dienste erlebt bei dem ein Patient der Zeichen eines akuten Koronorsyndroms plötzlich zu Atment aufhörte und damit Reanimationspflichtig wurde. So eine Situation ist natürlich immer ein Stressfaktor, da gerade am Anfang tausend Dinge gleich und sofort passieren sollen.
Natürlich muss die Herzdruckmassage qualitativ gut und möglichst unterbrechungsfrei durchgeführt werden. Der Patient benötigt einen gesicherten Atemweg und eine adäquate Beatmung. Immerhin ein venöser Zugang war bereits vorhanden, somit konnte das notwendige Adrenalin sehr zeitnahe verabreicht werden.
Natürlich erhielt der Patient auch Heparin, hatte bereits vorher Vendal (Morphium) erhalten und im Verlauf wurde er auch noch sediert. Das angeschlossene EKG zeigte ab dem Zeitpunkt der Apnoe eine Asystolie, also eine nicht defibrilierbaren Herz-Rhytmus. Da das nächste Zentrum mit diensthabendem Herzkatheter / PTCA einige Fahrtzeit entfernt war, entschloss der NA sich dazu, dass der Patient unter Reanimation in das entsprechende Krankenhaus gebracht werden sollte.
Da ich in diesem Dienst zum ersten mal alleine (d.h. ohne Aufsicht) als Lenker am RTW Dienst tat, war das auch meine erste Fahrt unter laufender Reanimation. Wie mein Team mir im Anschluss mitteilte war die Fahrt der Situation entsprechend sehr ok gewesen. Natürlich ist es nicht sehr bequem für die Mannschaft im Stehen im fahrenden Auto zu arbeiten, jedoch geht es in diesem Fall nicht anders. Der Lenker muss in diesem Fall einen ausgewogenen Fahrstil, zwischen zügigem Transport und gleichmäßiger Fahrweise (um der Mannschaft möglichst gute Arbeitsbedingungen zu ermöglichen), an den Tag legen.
Der Patient wurde auf der Intensivstation noch weiterhin reanimiert, es konnte jedoch im weiteren Verlauf eine Herzkatheter Untersuchung durchgeführt werden und der Patient hatte ROSC (return of spontaneous circulation).
Ob der Patient überlebt hatte und falls ja, wie gut sein neurologisches Outcome ist weiß ich leider nicht. Gute Karten hatte er jedenfalls auf Grund seiner bereits vorhandenen Grunderkrankungen leider nicht...
Nachtrag: Leider hat der Patient nicht überlebt. Obwohl die Angiographie unter Reanimation durchgeführt wurde, war ein Wiedereröffnen der Koronar-Arterien nicht möglich.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Samstag, 15.12.2012, 18:17
Eingeordnet unter: RTW, Rettung

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