Potablog 1338.at Header

 
Dieser Artikel gehört zur Artikelsammlung Toxikologie.
Näheres dazu im Artikel Vergiftungen verständlich erklärt und was man dagegen tun kann.

Vielen Leuten im Rettungsdienst sind die Optioid-Analgetika (Schmerzmittel) ein Begriff. Oftmals werden die Begriffe Opiod und Opiat vertauscht und es ist unklar, worin eigentlich genau der Unterschied liegt. M. Bastigkeit beschreibt dies wie folgt [1]:
ZitatWährend Opiate lediglich die natürlicherweise im Opium vorkommende Stoffe sind, die an Opioidrezeptoren binden (z.B Morphin), umfassen die Opioide ale Stoffe, die an Opiodrezeptoren binden, egal ob es sich dabei um natürlich vorkommende Stoffe handelt oder um synthetisch hergestellte Substanzen.

Weiters interessant zu wissen ist, dass es unterschiedliche Opiodrezeptoren im Körper gibt:
µ-Rezeptor, Kappa-Rezeptor, Sigma-Rezeptor, Delta-Rezeptor.
Je nachdem an welchen Rezeptoren die Opiode binden, führt das zu den gewünschten Wirkungen und den (unerwüschten) Nebenwirkungen. So wirkt Fentanyl sehr stark analgetisch (schmerzstillend) hat aber auch eine ausgeprägte atemdepressive Wirkung, Buprenorphin wirkt nicht so stark analgetisch, hat dafür aber auch eine weniger atemdepressive Wirkung.
Weiters unterscheidet man zwischen reinen Agonisten (zB Morphin), partiellen Agonisten (Tramadol), gemischte Agonisten/Antagonisten (Buprenorphin) und reine Antagonisten (Naloxon).

Die atemdepressive Wirkung der Opioide basiert auf der Reduktion der Empfindlichkeit des Atemzentrums auf erhöhte CO2-Werte im Blut. Somit "merkt" der Körper erst viel später, dass er Atmen muss und vergisst es ab einer bestimmten Opioid-Menge vollständig. Der Patient hat meist eine vertiefte und stark verlangsamte Atmung, die zu einem unzureichenden Atemminutenvolumen führt und daher oftmals einer assistierten oder kontrollierten Beatmung bedarf.

Bei einer akzidentellen oder suizidalen Überdosierung von Opioiden kommt es meist zu folgenden Symptomen:
  • ausgeprägte Miosis
  • Atemdepression
  • Bewussteinsstörungen verschiedenen Grades bis Koma
Die Bewusstlosigkeit kann mit einem teilweisen oder vollständigen Verlust der Schutzreflexe einhergehen. Die Miosis kann fehlen, falls bereits eine starke Hypoxie eingetreten ist, der Patient eine Augenoperation hatte oder weitere Intoxikationen vorliegen (zB. mit Atropin).

So der Verdacht auf eine Opioid-Intoxikation besteht, die behandelt werden muss, gibt es die Möglichkeit der Antagonisierung mittels Naloxon.
Naloxon ist ein reiner Opioid-Antagonist und wirkt als kompetetiver (verdrängender) Antagonist an allen Opioid-Rezeptoren (also µ, Kappa , Sigma, Delta) und führt somit je nach Dosierung zu einer abschwächung oder gänzlichen Aufhebung aller zentraler und peripherer Wirkungen auf.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass es zu massiven Nebenwirkungen kommen kann. Bei Opioid-Abhängigen kann durch eine komplette Verdrängung des agonistischen Opiods ein heftiges Entzugssyndrom ausgelöst werden (Unruhe, massive Schmerzen mit Sympathikusaktivierung, Tachypnoe, Hypertonie und Tachykardie). Im schlimmsten Fall kann es zu lebengsfährlichen Elektrolytentgleisungen kommen.
Aus diesem Grund muss Naloxon stets nach seiner Wirkung titriert gegeben werden, dabei ist gerade soviel zu geben, dass der Patient eine ausreichende spontanatmung erreicht, jedoch nach Möglichkeit nicht vollständig wach wird, da viele Patienten über den verdorbenen Rausch nicht erbaut sind und ihrer schlechten Laune Luft machen wollen.
Weiters muss bedacht werden, dass die Halbwertszeit (Zeit bis die Hälfte des Wirkstoffes abgebaut wird) von Naloxon meist deutlich kürzer ist, als die der Opioide, das heißt es kommt nach einiger Zeit zu einem sog. Rebound-Effekt bei dem die Wirkung der Opioide wieder zunimmt, da die Antagonist-Konzentration deutlich abnimmt. Ist der Patient also, weil er zu wach war efugiert, so kann er in 30 Minuten wieder irgendwo liegen und atemdepressiv sein.
Es muss daher nach der Gabe stets die Spontanatmung des Patienten überwacht werden und ggf. weiteres Naloxon nachgespritzt werden.

Auch wissenswert ist, dass für Buprenorphin auf Grund seiner gemischten Agonist-Antagonist Wirkung eine viel größere Menge an Naloxon notwendig ist um seine Wirkung aufzuheben. Da jedoch die atemdepressive Wirkung von Buprenorphin sehr gering ist, wird es in den seltensten Fällen notwendig sein es zu antagonisieren. Bei durch Buprenorphin ausgelöster Atemdepression kann außerdem das Analeptikum Dopram (R) gegeben werden.


[1] M. Bastigkeit; Wenn Gutes zu schlechtem wird: Opiate helfen, machen glücklich, führen zum Tod; Rettungsdienst; S+K Verlag; 34. Jahrgang; Februar 2011; S. 66f
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Freitag, 29.04.2011, 14:40

Kommentar(e):
Es wurden noch keine (öffentlichen) Kommentare eingetragen.

Kommentar hinzufügen

Name*:
E-Mail-Adresse*: (Wird nicht veröffentlicht!)
WWW:


Text *:

HTML ist in den Kommentaren deaktiviert, alternativ können Sie aber (ausgewählte) bbCode-Befehle benutzen.

Privater Kommentar (Ist nur für den Autor des Eintrags lesbar.)
Benachrichtige mich, wenn es Antworten auf meinen Kommentar gibt.
Meine Eingaben merken.

Bitte geben Sie folgenden Antibot-Code ein:
Auth-Code
Antibot-Code*: