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Dieser Artikel gehört zur Artikelsammlung Toxikologie.
Näheres dazu im Artikel Vergiftungen verständlich erklärt und was man dagegen tun kann.

Blausäure (chem. Cyanwasserstoff) ist vielen Menschen ein Begriff, auch deren Salze sind spätestens seit den Genoziden während des 2. Weltkriegs vielen Leuten bekannt als todbringende Substanzen. Trotzdem ist die Verwendung von diesen Substanzen in einigen Bereichen bis heute nicht wegzudenken. In der Goldgewinnung und Verarbeitung sowie in der chemischen Industrie sind Cyanide (Salze der Blausäure) wichtige Chemikalien.
Wie wirken Cyanide nun auf den Körper und warum sind diese so immens giftig?
Das Cyanid-Ion (CN-) bindet an Eisen-3+ Ionen (Fe3+) im Körper und verhindert durch Komplexbildung deren physiologische Funktion. Dabei ist wichtig zu wissen, dass sog. dreiwertiges Eisen im Körper vor allem in Enzymen, hierbei vor allen in Enzymen der Atmungskette vorkommt. Besonders zu erwähnen ist dabei das Enzym Cytochromoxidase, ohne das die Zellatmung nicht möglich ist.
Wird nun dieses Enzym durch die Cyanid-Ionen blockiert, erstickt die Zelle innerlich, obwohl ausreichend Sauerstoff vorhanden wäre, dieser aber nicht verstoffwechselt bzw. innerhalb der Zelle transportiert werden kann.
Genau diese Eigenschaft des Cyanid-Ions macht man sich zu nutze, indem man im Körper mehr Fe3+-Ionen zu Verfügung stellt, die das Cyanid binden sollen, bevor es das Eisen in der Atmungskette bindet. Dies geschieht mit dem Antidot 4-DMAP (4-Dimethylaminophenol. Dieses oxidiert das Eisen im Hämoglobin von der Oxidationsstufe +2 zur Oxidationsstufe +3 und stellt somit mehr dreiwertiges Eisen zu Verfügung. Hämoglobin indem das Eisen die Oxidationsstufe +3 hat, wird Methämoglobin genannt (MetHb). Dieses MetHb kann keinen Sauerstoff mehr transportieren. Da jedoch Eisen im Blut im Grammbereich vorkommt, in der Atmungskette in den Zellen jedoch nur im Milligramm Bereich vorkommt, ist dies der Verlust vom Hämoglobin für den Körper leichter zu verkraften, als der Verlust des Eisens in der Atmungskette.
Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass maximal 40% MetHb gebildet werden dürfen, damit der eigentliche Sauerstofftransport im Blut nicht zu sehr eingeschränkt wird.
Als Nebenwirkung kann der Patient eine Zyanose entwickeln.

Es ist essentiell beim Einsatz von 4-DMAP, dass zuvor abgeklärt wurde, ob eine Vergiftung mit MetHb-Bildnern und Kohlenmonoxid ausgeschlossen werden kann, da ansonsten zu wenig funktionierendes Hämoglobin im Körper zu Verfügung steht. 4-DMAP ist daher bei Misch-Intoxikationen mit Kohlenstoffmonoxid kontraindiziert. Als (teure) Alternative steht für diese Fälle Hydroxycobalamin (Cyanokit (R)) zu Verfügung, da dieses das Cyanid bindet, ohne jedoch verfügbares Hämoglobin im Körper zu reduzieren.
Sollte man 4-DMAP überdosiert haben oder ein anderer MetHb-Bildner als Gift wirken, so steht Methylenblau (Toloniumchlorid, Toluidinblau) als Antidot zu Verfügung, das MetHb wieder zu Hb reduziert.

Weiter gehts mim Artikel Vergiftungen mit Opioiden
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Freitag, 29.04.2011, 14:30

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