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Die Nervosität steigt langsam aber sicher, denn der 1. Dezember naht in immer größeren Schritten. Ich bin noch nicht einmal mit der Ausarbeitung des Anatomie-Stoffes fertig und die nächsten Tage versprechen auch nicht sehr arbeitsintensiv in dieser Beziehung zu sein.
Immerhin sind nur mehr 2 praktische Übungstage für den NFS-Kurs zu absolvieren. Noch ein Dienst am NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) und das Fahrpraktikum ist auch beendet.
Dann geht es noch darum die 1330 Seiten Buch, die Mitschrift und die diversen ausgeteilten Folien zu lernen. Und natürlich alle Algorithmen, wobei die das kleinste Problem darstellen, denke ich.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Mittwoch, 02.11.2011, 21:31


33C06V "Hypertonie" steht im Freitextfeld. Der Notarzt ist wenig begeistert, stellt sich doch so manche Hypertonie im Endeffekt als totaler Schwachsinn heraus und eröffnet mir gleich, dass dieser Einsatz komplett mir überlassen wird. Das ist im NFS-Praktikum durchaus üblich, da wir als angehende NFS ja lernen Müssen auch Notfall-Einsätze eigenständig abzuhandeln.
Gerufen werden wir in ein Pensionistenwohnheim, wo uns der anwesende Krankenpfleger die Tür öffnet und uns berichtet, dass die Patienten einen Blutdruck von 190/110 hätte obwohl sie brav ihre Medikation genommen hätte.
Die Patientin finden wir sitzend am Bett vor, sie klagt über leichten Schwindel beim Aufstehen hat aber ansonsten keinerlei Beschwerden. Keine Schmerzen, Atemnot, Sehstörungen...
Nun gut, der von uns erhobene Blutdruck bestätigt die Werte, die der Pfleger uns bereits mitgeteilt hat. Ein durchgeführtes EKG ergibt keinerlei Auffälligkeiten: Sinusrhytmus mit einer Frequenz von 70. Soweit so gut. Nachdem die Patientin mehrere male kund getan hat, dass sie keinesfalls ins Spital will, gebe ich in Absprache mit dem Notarzt erst einen Hub Nitroglycerin und messe in entsprechendem Abstand den Blutdruck nach. Viel hat sich noch nicht getan...also noch ein Hub Nitroglycerin. Unterdessen läutet das Telefon des Pflegeres einige male und er beschwichtigt den Gegenüber jedes mal, dass er gerade keine Zeit hat.
Der Blutdruck unserer Patientin ist mittlerweile auf juvenile 140/90 gesunken und ist vollständig beschwerdefrei. Die Patientin wird von uns in die Obhut des Pflegers übergeben, der für die Dame ein Bett auf der im Haus befindlichen Bettenstation zugesagt hat. Nun hätte der Pfleger aber noch ein Anliegen an uns: Ob wir uns einen 2. Patienten ein paar Stockwerke höher ansehen können, der hätte Brustschmerzen.
Natürlich tun wir das auch.
Wir betreten das Zimmer, ich voran, im Kopf das ABCDE-Schema. Blickdiagnose: Da hats was!
Der Patient ist cyanotisch und würgt - fast wirkt es als hätte er etwas verschluckt. Ein rasches Aufsetzen um dem Patienten die Atmung zu erleichtern bringt keinerlei Besserung - im Gegenteil.
Also reagiert unser Notarzt rasch und verlangt ein Laryngoskop sowie eine Magill-Zange. Ergebnis: A ist frei, B ist insuffizient. Reanimation!
Patient auf den Boden und nun läuft die Sache wie am Schnürchen. Einer führt die Herzdruckmassage aus, dem Notarzt wird der Beatmungsbeutel gereicht, die Defi-Elektroden werden aufgeklebt und die erste Analyse steht an. Blickdiagnose durch den Notarzt: Kammerflimmern. Laden - Schock - weiter mit der Herzdruckmassage. Soweit so gut oder doch nicht? Der 4. Kollege fehlt, der ist gerade unterwegs zum Auto neuen Einsatz anlegen und neuen Schein holen. Also schnell den Kollegen angerufen und über die aktuelle Situation informiert.
Währenddessen läuft die Reanimation ohne Sauerstoff und Sauger, kann man nix machen. Mittlerweile 2. Schock, da das Kammerflimmern persistiert. Immer noch nix. Der Notarzt richtet sich derweil selbst den Zugang her und sticht, während ich den Thorax des Patienten bearbeite und der 3. im Bunde die Beatmung übernimmt.
Nun ist auch der Kollege vom Auto zurück und hat den ersehnten Sauerstoff mitgebracht, nun gehts nochmal so schnell und der 3. Schock ist da wobei die Herzdruckmassage nun schwierig wird, weil der Patient sich zusehendes dagegen werht. Blick auf den Monitor: Ein geordneter Rhytmus -> Griff zu Carotis und Radialis.
Da der Patient ziemlich Adipös war ist der Puls an der Carotis nicht so schnell gefunden, aber an der Radialis! Top, wir haben mindestens eine Systole von 80 mmHg.
Einer beobachtet den Monitor, einer legt ein 12-Kanal EKG an und der 3. misst Blutdruck. 150/90 und eine batzen ST-Hebung von V1-V4. Der Patient hat also einen STEMI (ST-Elevation Myocardial Infarction, ST-Hebungs Herzinfarkt).
Gemäß der aktuellen Lehrmeinung werden dem Patient also folgende Medikamente verabreicht: ASS 500mg i.v., Heparin 4000 IE i.v., Paspertin 1 A i.v. und wie es so schön im Lehrbuch heißt engmaschige Vitalzeichenkontrolle.

Der Patient klart zunehmend auf und ist mittlerweile kontaktierbar. Der Notarzt spricht sich mit dem zuständigen Spital aus, das heute für die akut PTCA (Percutane Transluminale Coronar Angiographie bzw Angioplastie) zuständig ist. "Waaas? So alt? Na, nehmen wir nicht. Fahrts auf eine normale Intensiv!"
Kann man nix machen, also flux mal ein Intensiv-Bett abgebucht und schon sind wir mit Aviso unterwegs in ein Spital unserer (Nicht)wahl. Der Patient bleibt die ganze Zeit über stabil und ist mittlerweile so klar, dass wir sogar mit ihm sprechen können. Eine Anamnese ist zwar nicht möglich aber zumindest erfahren wir, dass er keine Schmerzen hat und auch sonst nur Übel ist. Nicht schlecht für jemanden, der gerade reanimiert wurde und das mit über 80 Jahren!

Angekommen im Spital erfolgt eine Übergabe wie im Bilderbuch mit einem kleinen Einschnitt, wir mögen gleich mal warten, weil der Patient kommt bestimmt gleich weiter auf eine PTCA. Nach einer kurzen Klärung der Situation erfolgen einige Telefonate und wieder mal gewinnt Bürokratie über Patientenwohl. Wir packen unseren Patienten wieder ein, natürlich erst nachdem er bereits 20 Minuten auf der Intensiv gelegen ist und unser gesamtes Monitoring abgebaut wurde, also zurück zum Start.
Die Fahrt auf die PTCA erfolgt komplikationslos und auch die Übergabe dort. Auf den Hinweis, dass wir bereits eine Stunde früher dagewesen wären, wenn man uns denn lassen hätte, erhalten wir keinerlei Antwort.

Schließlich und endlich kann man sagen, hat der Patient ein riesen Glück gehabt, dass wir gerade da waren und so schnell reagieren konnten. Hätte auch ganz anders ausgehen können. Die Tatsache, dass das ein oder andere Spital nicht so reagiert wie man es sich erwartet ist ja bekannt aber hat in diesem Fall auch nicht zur Verschlechterung der Lage des Patienten geführt.
Direktlink  Kommentare: 3 geschrieben von potassium am Montag, 17.10.2011, 15:39


Nachdem hier so wenig erscheint, möchte ich wieder mal ein kleines Status-Update veröffentlichen:
Typisch wienerisch möchte ich mit dem Wetter beginnen - denn es hat von Donnerstag auf Freitag um 20 °C abgekühlt was meiner Gesundheit und der einiger Mitmenschen nicht unbedingt zuträglich war. Man merkt die respiratorischen Infekte machen wieder häufiger die Runde.

Nun aber zu den positiveren Sachen. Das neue Semester hat angefangen und da ich nun endlich das Studieren kann, was mich speziell interessiert ist die Motivation auch deutlich größer als zuletzt.
So habe ich vor unter anderem dieses Semester folgende Lehrveranstaltungen zu besuchen:
  • Spezielle Synthesemethoden
  • Analytische Problemlösungsstrategien
  • Organische Molekularchemie
  • Theoretische Chemie
  • Metallorganische Chemie
  • Koordinationschemie
  • Nomenklatur Organischer Moleküle

Außerdem gehts natürlich mim NFS-Kurs munter weiter, so haben wir Morgen eine Einheit Spezielle Notfälle und am Samstag geht es wieder mal ans Reanimieren im Rahmen eines Kinder-ALS (Advanced Life Support) Trainings. Hab mittlerweile auch angefangen den Stoff mal zusammenzufassen um ihn besser lernen zu können. Das wird noch eine anständig Hackn, hab ic doch erst 2 kleine Kapitel, für die ich jedoch schon 2 Tage gesessen bin.

Da mein bisheriger Laptop nun schon einige Lenze auf dem Buckel hatte und ich regelmäßig an einem schönen Magengeschwür gearbeitet habe, wenn ich gezwungen war mit dem Werkl zu arbeiten, hab ich beschlossen mir einen neuen zu gönnen. Die Aktion von UBOOK kam mir da nur ganz recht und so hab am 2. Tag nach der Bestellung mein neues Baby in Brunn am Gebirge abholen können.
Es ist ein Lenovo X220 geworden und bis dato bin ich mit dem Gerät mehr als zufrieden. Es scheint solide verarbeitet, die Tastatur ist extrem angenehm, der Bildschirm ist klar und ohne Pixelfehler. Auch die Leistung übertrifft meinen Stand-PC bei einer sehr ansehlichen Akku-Leistung.

Auch mein erstes mal im Innclub Passage hab ich am Freitag hinter mich gebracht. Der Philip hat Geburstag gefeiert und zu diesem Anlass zum Feiern geladen. Lustig wars und ich war vom Publikum positiv überascht, blos die Preise haben mich doch ziemlich erschrocken. Gut, dass wir eingeladen worden sind. Danke nochmal, Philip!

Auch im KHD gibts bald wieder was zu tun, denn am 26.10 ist es wieder mal so weit: Das österreichische Bundesheer wird am Heldenplatz seine Leistungsschau abhalten und wir werden wohl wieder mal die Ambulanz stellen. An die Kollegen: Habt ihr eure Dienstmeldung schon abgegeben?
Bin schon gespannt und freue mich auf neue Herausforderungen.

So das wars erstmal von mir für heute.
Direktlink  Kommentare: 1 geschrieben von potassium am Sonntag, 09.10.2011, 23:40


Montag war ich in der EDV-Abteilung tätig, am Abend Fortbildung über Kindernotfälle.
Dienstag tagsüber EDV. Allerdings folgte Dienstag Abend wieder mal ein NFS-Abend-Kurs bis 22.00 versteht sich. Mittwoch wars dann ruhiger, Johannfrei sogar. Am Donnerstag untertags ruhiger Tag gefolgt von NFS-Kurs bis 22.00 Freitag Johannfrei. Samstag ganzen Tag Trauma-Szenarien-Training und was steht morgen an? Trauma Übungen aus dem NFS-Kurs.
Und so geht es nächste Woche munter weiter. NFS-Kurs folgt auf EDV und das 2 mal die Woche. Einen Dienst am Notarztwagen.
Sauviel zu tun, aber es macht einfach Spaß und an Tagen wie heute, wo ich körperlich total fertig bin, geistig ausgelutscht vom ABCDE des PHTLS fühlt man sich einfach, als hätte man seinen freien Tag nicht sinnlos verplempert, sondern etwas für sich mitgenommen, dass einem sicherlich nochmal hilfreich sein wird.
Außerdem ist so schönes Wetter :-)
Direktlink  Kommentare: 4 geschrieben von potassium am Samstag, 10.09.2011, 18:58


Das mit dem Wetter ist so eine Sache, kaum hat man frei wirds bekanntlich schlecht. Eigentlich darf man sich über das Wetter im Mai eh nicht beschweren, hat es doch kaum geregnet. Aber natürlich immer dann, wenn ich nen Tag frei vom Lernen oder NFS-Kurs gehabt hätte. So war es auch dieses Wochenende: Samstag frei - Regen, Sonntag EKG-Seminar - traumhafter Sonnenschein. Najo gut, genug gemotzt.

Wie bereits der EKG-Kurs im Frühling dieses Jahres, hat auch das heute EKG-Seminar viel an Verständnis und Übung gebracht. Auch wenn manche EKG-Bilder sehr schnell und einfach erkennbar sind, so verstecken sich andere doch viel besser. Außerdem hab ich heute zum ersten mal die Bedeutung und das Bestimmen des Lagetypes des Herzens verstanden.
Wer selbst trainieren will, kann das mit dem Lagetypen-Trainer, sehr empfehlenswert.

Hat aber auch in anderen Belangen die Sicherheit gefördert, so hatte ich heute bei den wenigsten Übung-EKGs Probleme mit der Befundung. Die grundlegende Befundung erfolgt bei uns nach einem 6 Punkte Schema.
1.) Elektrische Aktivität vorhanden? Ja/Nein?
2.) Ist der Kammerrhytmus rhytmisch oder arrhytmisch?
3.) Wie ist die Kammerfrequenz/Herzfrequenz?
4.) Ist der QRS-Komplex schmal oder breit?
5.) Ist eine Vorhofaktivität vorhanden? Ist die P-Welle normal konfiguriert?
6.) Besteht zwischen Vorhof- und Kammeraktivität ein Zusammenhang? Sprich, folgt jeder P-Welle ein QRS-Komplex und geht jedem QRS-Komplex eine P-Welle vorraus? Ist die PQ-Zeit verlängert?

Auf weitere Details wie Lagetyp, ST-Strecken-Hebung, QT-Zeit, Schenkelblockbestimmung kann dann im Anschluss eingangen werden.

Besonders interessant fand ich folgende Tatsache: Ist auf dem EKG ein überdrehter Linkstyp zu sehen, so hat der Patient einen Linksanterioren Hemiblock, sprich der vordere Teil des linken Faszikels ist blockiert. Hat er gleichzeitig auch einen Rechtsschenkelblock, so spricht man von einem Bifaszikulären Block, was (fast?) immer eine Implantation eines Schrittmachers indiziert, da es wahrscheinlich ist, dass der letzte verbliebene der drei Faszikel auch noch ausfällt und dann ein AV-Block 3 ° bis hin zur Asystolie.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Sonntag, 29.05.2011, 23:40


ZitatAls Statin wird im allgemeinen medizinischen Sprachgebrauch ein Arzneistoff bezeichnet, das der pharmakologischen Substanzklasse der 3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-Coenzym-A-Reduktase-(HMG-CoA-Reduktase-)Inhibitoren angehört. Da HMG-CoA ein Zwischenprodukt der menschlichen Cholesterinsynthese ist, werden Statine bislang hauptsächlich bei Fettstoffwechselstörungen als Cholesterinsenker eingesetzt. Von allen Medikamenten, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen, weisen sie die höchste Potenz auf. Ihre Vertreter enden auf -statin.

Näheres Statin - Wikipedia
Nur wenn man wieder Patienten Simvastatin, Lipobay oder Sortis in der Medikamentenliste eines Patienten sieht oder es angesagt bekommt...
Direktlink  Kommentare: 2 geschrieben von potassium am Dienstag, 24.05.2011, 23:54


Für alle Sanis und interessierten, hier ein Video von eher desolaten Thoraces(?), welche ihre Aufgabe bei der Atmung nicht mehr oder nur eingeschränkt erfüllen:


Via Bruno
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Dienstag, 17.05.2011, 23:37


So könnte man sagen. Derzeit ist nicht viel zu berichten, ich lern fleissig für die Antech VO Prüfung, geh brav in den NFS-Kurs (heute war die letzte Einheit Anatomie, ab morgn sind Kreisläufe und Regelkreise dran) und komm daher sonst zu recht wenig.
Nach dem Fahrsicherheistraining beim VFV-Wien am Samstag, gefolgt von Nikos Geburtstagfeier im 9er Bräu, stand der Sonntag (wetterbedingt) im Zeichen der Familie und (wieder mal) Uni.
Traurig aber wahr, bin ich bei der quasi vorletzten Prüfung des Bachelors draufgekommen, dass Lernkarten für das stupide Auswendiglernen von Fakten gar nicht so schlecht sind.
Direktlink  Kommentare: 3 geschrieben von potassium am Dienstag, 17.05.2011, 00:00


Vorigen Samstag stand PALS (Pediatric Advanced Life Support) am Programm am darauf folgenden Sonntag ALS.
Da man vor allem Kinderreanimationen so gut wie nie hat (*auf Holz klopf*), müssen diese besonders gut und ausgiebig trainiert werden, damit diese im Ernstfall auch perfekt sitzen. Sowohl beim PALS, als auch beim ALS wurde davon ausgegangen, dass die Teilnehmer den BLS-Algorithmus gut und sicher beherrschten. Es ging daher gleich ans eingemachte. Samstag Vormittag gab es erst einen kurzen Einführungsvortrag um die ERC-Richtlinien nochmal in Erinnerung zu rufen und Medikamentendosierungen zu besprechen. Außerdem wurde auf die Post-ROSC-Maßnahmen [1]eingegangen. Anschließend haben wir unsere Skillz am Phantom trainiert, sprich legen von Neoflons (speziell für Neonaten und Säuglinge), das Anwenden vom EZIO-Bohrer (i.o. Zugang an Hühnerhaxeln sowie Intubation, Larynxmaske und Larynxtubus am Kind/Säugling.

Danach ging es zu einer Station wo der Ideal-Ablauf der Reanimation durchgemacht wurde, ohne jedoch die einzelnen Maßnahmen wirklich zu setzen (statt wirklichem Legen des Venenzuganges wurde er daneben gelegt). Nach der Mittagpause ging es dann ans eingemachte, wobei wir in 3er Teams als RTW oder in 4er Teams als NAW unterwegs waren und die Patienten versorgen mussten. Bei diesen Beispielen aber alles in Echtzeit (Medikamente aufziehen, Zugang legen, fixieren, spülen, Medikamente applizieren, Infusion herrichten und anhängen, Intubation vorbereiten und assistieren,...).
Man hat deutlich eine Steigerung bei den Teams gemerkt über den Tag. Wo am Anfang noch einige Probleme bei den Handgriffen waren, hat später eins ins andere gegriffen wie bei Zahnrädern.
Eine tolle Sache, die nebenbei auch noch viel Spaß gemacht hat.


Der Sonntag ging sehr ähnlich los: Vortrag über aktuelle ERC-Guidelines und Post-ROSC-Maßnahmen sowie Monitoring des Patienten während und nach ROSC. Anschließend ging es gleich ans eingemachte, wobei wir erstmal nur Führen sollten. Das Führen sah so aus, dass wir als Teamleader daneben standen und ausschließlich kommandiert haben ohne selbst einen Handgriff selbst durchzuführen, um die Übersicht zu bewahren. Dabei mussten wir unserem Team alles, ja wirklich alles ansagen, da sich die Teams auf Dumm stellten, um es uns möglichst schwer zu machen (gut so!).
War eine ganz andere Herangehensweise als in bisher gemachten ALS-Training (war ja auch im Rahmen des NFS-Kurses!) und hat sicher eine Menge gebracht.
Nach der Mittagspause ging es zu den Stationen wo als RTW/NEF oder NAW Teams der Patient versorgt werden musste. Dabei wurden teilweise auch Fallen gelegt, indem beispielsweise die Beatmung mittels Larynxtubus nicht funktionierte und der hergerichtete Orotrachealtubus zu groß war. Oder auch, dass eine periphere Punktion der Venen nicht möglich war und daher auf den i.o.-Bohrer zurückgegriffen werden musste.
Alles in allem wurden aber, meine Meinung nach, alle Beispiele ganz gut gelöst und wir haben sicher alle eine Menge gelernt und wurden in unseren Handgriffen sicherer und routinierter.
Freu mich schon auf das nächste ALS-Training im Juli.

[1] ROSC = Return of spontaneous circulation, dt: Wiedereinsetzen des Spontankreislaufes, sprich das Herz arbeitet wieder (ausreichend) von selbst.
Direktlink  Kommentare: 1 geschrieben von potassium am Dienstag, 10.05.2011, 08:54


Dieser Artikel gehört zur Artikelsammlung Toxikologie.
Näheres dazu im Artikel Vergiftungen verständlich erklärt und was man dagegen tun kann.

Vielen Leuten im Rettungsdienst sind die Optioid-Analgetika (Schmerzmittel) ein Begriff. Oftmals werden die Begriffe Opiod und Opiat vertauscht und es ist unklar, worin eigentlich genau der Unterschied liegt. M. Bastigkeit beschreibt dies wie folgt [1]:
ZitatWährend Opiate lediglich die natürlicherweise im Opium vorkommende Stoffe sind, die an Opioidrezeptoren binden (z.B Morphin), umfassen die Opioide ale Stoffe, die an Opiodrezeptoren binden, egal ob es sich dabei um natürlich vorkommende Stoffe handelt oder um synthetisch hergestellte Substanzen.

Weiters interessant zu wissen ist, dass es unterschiedliche Opiodrezeptoren im Körper gibt:
µ-Rezeptor, Kappa-Rezeptor, Sigma-Rezeptor, Delta-Rezeptor.
Je nachdem an welchen Rezeptoren die Opiode binden, führt das zu den gewünschten Wirkungen und den (unerwüschten) Nebenwirkungen. So wirkt Fentanyl sehr stark analgetisch (schmerzstillend) hat aber auch eine ausgeprägte atemdepressive Wirkung, Buprenorphin wirkt nicht so stark analgetisch, hat dafür aber auch eine weniger atemdepressive Wirkung.
Weiters unterscheidet man zwischen reinen Agonisten (zB Morphin), partiellen Agonisten (Tramadol), gemischte Agonisten/Antagonisten (Buprenorphin) und reine Antagonisten (Naloxon).

Die atemdepressive Wirkung der Opioide basiert auf der Reduktion der Empfindlichkeit des Atemzentrums auf erhöhte CO2-Werte im Blut. Somit "merkt" der Körper erst viel später, dass er Atmen muss und vergisst es ab einer bestimmten Opioid-Menge vollständig. Der Patient hat meist eine vertiefte und stark verlangsamte Atmung, die zu einem unzureichenden Atemminutenvolumen führt und daher oftmals einer assistierten oder kontrollierten Beatmung bedarf.

Bei einer akzidentellen oder suizidalen Überdosierung von Opioiden kommt es meist zu folgenden Symptomen:
  • ausgeprägte Miosis
  • Atemdepression
  • Bewussteinsstörungen verschiedenen Grades bis Koma
Die Bewusstlosigkeit kann mit einem teilweisen oder vollständigen Verlust der Schutzreflexe einhergehen. Die Miosis kann fehlen, falls bereits eine starke Hypoxie eingetreten ist, der Patient eine Augenoperation hatte oder weitere Intoxikationen vorliegen (zB. mit Atropin).

So der Verdacht auf eine Opioid-Intoxikation besteht, die behandelt werden muss, gibt es die Möglichkeit der Antagonisierung mittels Naloxon.
Naloxon ist ein reiner Opioid-Antagonist und wirkt als kompetetiver (verdrängender) Antagonist an allen Opioid-Rezeptoren (also µ, Kappa , Sigma, Delta) und führt somit je nach Dosierung zu einer abschwächung oder gänzlichen Aufhebung aller zentraler und peripherer Wirkungen auf.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass es zu massiven Nebenwirkungen kommen kann. Bei Opioid-Abhängigen kann durch eine komplette Verdrängung des agonistischen Opiods ein heftiges Entzugssyndrom ausgelöst werden (Unruhe, massive Schmerzen mit Sympathikusaktivierung, Tachypnoe, Hypertonie und Tachykardie). Im schlimmsten Fall kann es zu lebengsfährlichen Elektrolytentgleisungen kommen.
Aus diesem Grund muss Naloxon stets nach seiner Wirkung titriert gegeben werden, dabei ist gerade soviel zu geben, dass der Patient eine ausreichende spontanatmung erreicht, jedoch nach Möglichkeit nicht vollständig wach wird, da viele Patienten über den verdorbenen Rausch nicht erbaut sind und ihrer schlechten Laune Luft machen wollen.
Weiters muss bedacht werden, dass die Halbwertszeit (Zeit bis die Hälfte des Wirkstoffes abgebaut wird) von Naloxon meist deutlich kürzer ist, als die der Opioide, das heißt es kommt nach einiger Zeit zu einem sog. Rebound-Effekt bei dem die Wirkung der Opioide wieder zunimmt, da die Antagonist-Konzentration deutlich abnimmt. Ist der Patient also, weil er zu wach war efugiert, so kann er in 30 Minuten wieder irgendwo liegen und atemdepressiv sein.
Es muss daher nach der Gabe stets die Spontanatmung des Patienten überwacht werden und ggf. weiteres Naloxon nachgespritzt werden.

Auch wissenswert ist, dass für Buprenorphin auf Grund seiner gemischten Agonist-Antagonist Wirkung eine viel größere Menge an Naloxon notwendig ist um seine Wirkung aufzuheben. Da jedoch die atemdepressive Wirkung von Buprenorphin sehr gering ist, wird es in den seltensten Fällen notwendig sein es zu antagonisieren. Bei durch Buprenorphin ausgelöster Atemdepression kann außerdem das Analeptikum Dopram (R) gegeben werden.


[1] M. Bastigkeit; Wenn Gutes zu schlechtem wird: Opiate helfen, machen glücklich, führen zum Tod; Rettungsdienst; S+K Verlag; 34. Jahrgang; Februar 2011; S. 66f
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Freitag, 29.04.2011, 14:40