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Ein kurzer Grüß des Frühlings und den Bengalen hat das auch gefallen:
bengale auf wiese 2022-04-02

Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Samstag, 02.04.2022, 20:14
Eingeordnet unter: Fotos, Frühling, Picture of the day, Tiere


Der letzte Tag unserer Rundwanderung begann für mich sehr früh. Ich identifizierte es als letzte mögliche Chance noch einen guten Blick auf den chilenischen Sternenhimmel zu erhaschen bevor der zunehmende Mond das unterfangen verhindern würde. Tagwache war also für mich um 04:00 und dann schnell die Minimalausrüstung gepackt und nur paar Hundert Meter vom Camp Flussaufwärts hab ich mein Stativ aufgebaut. Was soll ich sagen: Ich wurde nicht enttäuscht.

sternenhimmel camping chileno torres del paine national park 2022-02-14

Auch war ich keine Minute zu früh - es begannen nämlich Wolken aufzuziehen und mit fortschreitender Stunde war der Himmel immer mehr hinter einer diffusen Wolkenschicht verborgen. Gut, ein paar gute Fotos hatte ich im Kasten also zum Punkt zwei der Tagesordnung: Aufstieg zum Mirador Torres del Paine. Die drei namens-gebenden Gipfel im Morgenlicht zu fotografieren war das erklärte Ziel.

map o-track chileno base de torres central sur 2022-02-14

Also ging es, mit signifikant verringertem Marschgepäck, bergwärts in der Dunkelheit alleine dahin. Ben, David und Lena gönnten sich noch eine Mütze Schlaf. Jedoch nach rund 45 Minuten Gehzeit holte mich Ben ein und wir gingen den restlichen Weg gemeinsam. Wir wussten, dass der Weg steil und steinig werden sollte und wir wurden nicht enttäuscht. Es ging sehr steil und sehr steinig dahin und das ganze nur im Schein der Stirnlampen. Aber wir kamen heil am Lago Torres an und während ich mein Stativ aufbaute und auf die ersten rötlichen Sonnenstrahlen hoffe, grub sich Ben in den mitgebrachten Schlafsack ein.

lago torres vor sonnenaufgang 2022-02-14

schlafsack ruhe lago torres 2022-02-14

Nach einer Weile fanden uns auch David und Lena und taten es Ben gleich. Nun warteten wir zu viert, die Augen gebannt auf die Felsen gerichtet, auf die nahende Morgensonne. Doch es kam nichts. Kein Strahl, keine Farbe, gar nichts. Es wurde nur heller, trüber und irgendwann begann es sogar zu Tröpfeln.

wir vor den torres del paine 2022-02-14

Leicht frustriert schossen wir noch ein Gruppenfoto und dann ging es durchgefroren wieder zurück zum Campingplatz um unser Equipment einzupacken und uns auf den letzten Abstieg zu machen.

Der Abstieg war reichlich unspektakulär und hat sich (einerseits ob der frühen Tagwache, der Vielzahl an Leuten und dem Mangel eines Frühstücks) doch gezogen. Wir beschlossen bei der Rückkehr zum Camp den früheren Bus zu nehmen und hatten deswegen nicht viel Zeit.
So ging es an gefühlt tausenden aufsteigenden Wanderern (erstmalig war es wirklich, wirklich voll auf einem Track) vorbei talwärts und in Richtung Campingplatz Central.

rio ascencio 2022-02-14


menschenmassen aufstieg base del torres 2022-02-14


Aber so toll der Tag begann, so toll sollte er auch enden. Wir hatten die letzten Höhenmeter hinter uns gebracht und der Wanderweg wandelte sich gerade in eine Art unbefestigte Straße, als wir plötzlich unseren Augen nicht trauten: Unmittelbar vor uns querten 2 Pumas die Straße. Davon hatte ich die letzten Jahre geträumt und bin die letzten 8 Tage meinen drei Mitreisenden in den Ohren gelegen.
Es gab nur ein kleines Problem: Griffbereit war die Kamera nur mit dem Standardobjektiv und nicht mit dem Tele. Kurze Überlegung, ob sich das mit reinzoomen später ausgeht: Nein, das wäre Chancenlos.
Also den Rucksack abgestellt, wie ein manischer im Rucksack nach dem Tele gewühlt und mit zitternden Fingern das Objektiv gewechselt. So, nun aber endlich die lang ersehnten Raubkatzenfotos in freier Wildbahn geschossen...denkste. Akku ist leer, aber so richtig! Das kann es ja wohl nicht sein.
Also noch geschwind den Akku getauscht und dann nach einer gefühlten Ewigkeit bereit gewesen DIE Fotos zu machen.
Tja, nur leider waren die Pumas bis dahin schon seelenruhig weiter gewandert. Ich erhaschte noch ein paar schnelle Fotos von unten.

puma concolor 2022-02-14

Noch zwei Augenblicke und die Pumas waren aus dem Blickfeld verschwunden. Verdammt...aber mit ein wenig Kletterei, viel Gefluche und wieder einmal einer überschrittenen Grenzherzfrequenz erreichten wir die angrenzende Anhöhe. Von dort aus bot sich uns ein perfekter Blick aus nächster Nähe auf die zwei mächtigen Raubkatzen: Puma Concolor in freier Wildbahn. Torres del Paine Nationalpark - du hast einen Fan gefunden!

puma auf pirsch 2022-02-14

puma concolor gazing 2022-02-14

puma gruppe 2022-02-14


Zurückgekehrt zu Lena und David: Die Freude war groß, dass wir a) nicht gefressen wurden und b) Fotos erhascht hatten.

jubel über puma fotos 2022-02-14

Und damit war unsere Rundwanderung mit einem Once in a lifetime Erlebnis beendet.
Zurück ging es anschließend problemlos mit zwei Bussen nach Puerto Natales und am Abend konnten wir nach anfänglichen Schwierigkeiten noch einen Platz zu finden (nur Familien dürfen an Tischen für mehr als 2 Personen sitzen...) ein gemeinsames Abendessen zu viert genießen.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Dienstag, 22.03.2022, 18:27


Langsam aber sicher neigt sich unsere Wanderung dem Ende zu. Heute geht es zum letzten Campingplatz - dem Refugio Chileno.
map o-track frances-chileno 2022-02-13

Wir beginnen unseren Weg entlang des Lago Nordenskjoeld und treffen recht am Anfang auf eine Gruppe die uns leicht entnervt berichtet wie furchtbar der Weg in die Gegenrichtung sei. Wir haben Hoffnung, dass er in unsere Richtung angenehmer ist. Wir haben Glück: Das Wetter ist herrlich und weil es noch etwas windig ist wird das Wasser des Sees stark aufgepeitscht und mischt sich mit einem kleine Schauer. Das Resultat - farben wohin das Auge reicht.

regenbogen lagon nordenskjöld 2022-02-13

Friedlich geht es dahin und wir genießen die Landschaft in vollen Zügen.
weg am see lago nordenskjöld 2022-02-13

surreale landschaft mit türkisem wasser lago nordenskjöld 2022-02-13


Wie schon erwähnt: Je nach Position sehen die Cuernos ganz anders aus. Eines hat aber jede Ansicht gemein: Sie sehen immer mächtig aus!

cürnos del paina mit bach 2022-02-13

Die zahlreichen Hängebrücken hier im Nationalpark sind relativ neu. Noch vor wenigen Jahren musste man hier die Bachläufe ausgehen und teils über abenteuerliche Leitern auf und absteigen. Heute aber konnten wir äußerst bequem über diese Hängebrücke marschieren. Ein wenig Schwindelfreiheit benötigt es aber schon :)

hängebrücke o-track 2022-02-13

Einer der Zuflüsse des Lago Nordenskjoeld.
zufluss lago nordenskjöld 2022-02-13

bächlein am wegesrand 2022-02-13

Unser zweites stehendes Gewässer des Tages: Die Laguna Inge.
laguna inge 2022-02-13

Langsam aber sicher wird der Weg lang, das Trinkwasser geht zu Neige und die Laune sinkt etwas...nun müssen wir noch einige hundert Höhenmeter auf den Windy Pass zurück legen. Von hier aus kann man das Refugio Chileno bereits erkennen. Noch einige male bergab und bergauf - natürlich wieder ohne, dass man dabei ein Hinderniss umgehen müsste...

blick auf camp chileno vom windy pass 2022-02-13

Im Camp gibt es leider nicht genug Plattformen für alle - trotz Reservierung. Da hier ausnahmsweise nicht einmal bei bestem Willen ein ebener Platz für ein Zelt außerhalb einer Plattform zu finden ist wird uns angeboten für einen kleinen Aufpreis ein bereits aufgebautes Zelt inkl. Matte und Schlafsack zu mieten. Na das nehmen wir doch auch gerne mal! Sparen wir uns Auf- und Abbau und haben eine Matte mehr als Unterlage :)

Am Campingplatz gilt ein rigoroses Kochverbot aber man erhält immerhin heißes Wasser mit dem man sein Freeze-Dried Campingessen zubereiten kann und so verbringen wir den Abend wohl gesättigt mit dem ein oder anderen Bier und können noch einen Chimangocaracara bei der Suche nach Abendessen beobachten - er wird fündig bei den Überbleibseln der tausenden Touristen.

chimango caracara 2022-02-13

Nun heißt es aber früh ins Bett...morgen ist Tagwache um 04:00 angesagt...
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Montag, 14.03.2022, 22:42


Entspannung pur steht heute am Programm - zumindest für unsere Rücken. Der größte Teil unserer Ausrüstung bleibt am Campingplatz und wir machen uns auf ins Valle Francés um uns die Berge des Zentralmassiv des Torres del Paine Nationalparks aus der Nähe anzusehen.

map o-track valle frances 2022-02-12

Ein Stückchen den Weg zurück zum Campingplatz Italiano, welcher staatlich und aktuell ebenfalls wegen Renovierungsarbeiten gesperrt ist bevor der Weg nach Norden abzweigt und steiler wird.

lago nordenskjöld camping frances 2022-02-12

Nun geht es immer steiler dahin und nach rund eineinhalb Stunden erreichen wir den Mirador Francés.

mirador frances 2022-02-12

Deutlich flacher geht es von nun an in das Zentrum des Bergstockes in Richtung des Mirador Brittanico. Letzterer wird noch über ein paar felsige Passagen erreicht und bietet nun eine herrliche Übersicht auf die umliegenden Gipfel und das gesamte Tal.

bergkette mirador brittanico 2022-02-12

Viel besucht und mit wechselndem Wetter aber durchaus einen Besuch wert:

panorama mirador brittanico 2022-02-12

Es ist schon lustig wie unterschiedlich die Gipfel von unterschiedlichen Seiten und Entfernungen auf einen wirken.

cuernos paine vom val frances 2022-02-12


blick zurück ins val de frances 2022-02-12

Am Weg zurück haben wir Glück und es wird richtig Sonnig und wir können noch einen herrlichen Blick auf den Glaciar Francés genießen. Inkl. Absturz eines schönen Stückes und der Neubildung eines Wasserfalls.

glaciar de frances 2022-02-12

David und Ben haben den Tag ohne Gepäck genutzt um die Strecke als Bergläufer zurück zu zulegen und durften sich auf einen guten Muskelkater freuen ;-)
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Sonntag, 13.03.2022, 20:57


Wir hatten eine kalte Nacht erwartet und so kam es auch. Leichter Schneeregen erwartete uns um 05:00 als es Zeit zum aufstehen wurde. Zelt abbauen im Schlamm/Regen mit klammen Fingern und anschließend ungezuckerte Haferflocken - ein Vergnügen für die ganze Familie oder so ;-)
Bis um wenige Minuten nach Sieben waren wir tatsächlich aufbruchbereit und heute geht es über den Paso John Garner zu Campingplatz Grey - nach dem großen Glaciar Grey benannt, der uns den größten Teil des Tages begleiten wird.

o-track los perros-grey 2022-02-109

Der Weg beginnt steil und schlammig - teilweise bis zum Schienbein und über Wurzeln und Steine. Wir sind beinahe die letzten, die das Camp verlassen (der Ranger ist schon äußerst nervös weil ja 07:00 eigentlich die Grenze ist nach der man nicht mehr aufbrechen darf). Das führt dazu, dass wir auf dem Weg ständig versuchen ("müssen") andere Gruppen zu überholen.

paso john garner-2022-02-10

Nach einiger Zeit wird der Wald lichter und der Regen geht in Schnee über. Das was gestern noch alles Aper war ist mittlerweile mit einer kleinen Schicht aus Schnee und teilweise Eis überzogen. Der Weg wird flacher (aber nur kurz) bevor er in klassischer Manier bergab und bergauf abwechseld quälend langsam in Richtung Passhöhe zieht.

aufstieg schneehölle paso john garner 2022-02-10

Die Sicht wird schlechter, die Laune sinkt (zumindest meine) auch in Kombination mit einem unzureichenden Frühstück, wenig Schlaf, eisiger Kälte und der Anstrengung macht das ganze insgesamt eher wenig vergnüglich.

glaciar puma am aufstieg zum paso john garner 2022-02-10

Theoretisch sicher ganz hübsch - heute aber eher zum Abgewöhnen. Lena hat heute ihre volle Kampfkraft erreicht und zieht wie eine Rakete an der Spitze der Gruppe voran. Ben und David sind solidarisch und versuchen derweil meine Laune auf einem letzten verbliebenen Rest zu halten. Auf der Passhöhe angekommen fasste ich den unumstößlichen Beschluss mir 600 kcal in Form eines semi-frozen Marzipan-Nougat-Riegels in atemberaubender Geschwindigkeit rein zu stellen. Es hilft - bei eisigem, orkanartigen Wind aber der Aussicht am höchsten Punkt der Wanderung zu sein steigt die Laune schnell an.

ben auf passhöhe paso john garner 2022-02-10

Erstmalig tut sich auch der Blick auf den Grey Gletscher auf und man muss neidvoll zugeben, dass das schon andere Dimensionen sind als jene, die wir in Österreich gewohnt sind:

grössenvergleich glaciar grey 2022-02-20

Zucker ist angekommen - Laune ist gut.

ich vor glaciar grey 2022-02-10

Der Abstieg ist stellenweise enorm Steil und relativ gatschig wieder, es wird aber zusehends besser und nach rund 800 Höhenmetern wird die ganze Geschichte wieder etwas freundlicher.

steiler abstieg vom paso john garner 2022-02-10

weg nicht immer leicht 2022-02-10

Die Aussicht belohnt :)

panorama glaciar grey 2022-02-10

eisblaür gletscher 2022-02-10

Man verliert nun konstant (oder was halt in Chile die Wegerrichter dafür halten...) an Höhe und kommt zum Camp Paso - welches staatlich betrieben und daher aktuell geschlossen ist. Nur Wartungsarbeiten werden fleißig durchgeführt und sehr zu unserer Freude ist das Kochen in einer Holzbaracke gestattet. So dürfen wir uns auch über ein warmes Mittagessen freuen. Auch unsere mittlerweile äußerst lieb gewordene chilenische Familie treffen wir hier wieder und tauschen Erfahrungen über die Passquerung aus. Anschließend geht es weiter in Richtung Camp Grey und der Gletscher endet relativ bald.

ende glaciar grey-2022-02-10

Einige imposante Hängebrücken sind noch zu überwinden.

hänge brücke am weg 2022-02-10

Und das Wetter wird auch immer besser und am Abend erwartet uns ein beinahe Wolkenfreier Bergkamm in herrlicher Abendstimmung beim Camp Grey. Wir haben Glück und können ausnahmsweise ein Zimmer erstehen - gut, denn es soll wieder mal regnen. Am späteren Nachmittag trocknen wir die Zelte, Footprints und das restliche Gewand, "waschen" unsere Wäsche und genießen das ein oder andere Bier auf der Loggia. Auch Internetverbindung kann man hier wieder mal für wohlfeile 15€ kaufen. Naja, man will den Anschluss nach Hause ja nicht verlieren ;-)

fast immer in wolken 2022-02-10

Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Mittwoch, 09.03.2022, 07:11


Die Nacht war regnerisch und kühl aber ruhig und wir freuen uns auf ein richtiges Frühstück im zum Camp gehörenden Restaurant. Nach einer ausgiebigen Stärkung gehen wir als eine der letzten Gruppen weg. Heute steht der der Weg nach Los Perros (die Hunde) am Programm und damit der halbe Aufstieg auf den Paso John Garner - dem höchsten Ort des O-Tracks.

o-track dickson-los perros 2022-02-09

Es hat beinahe aufgehört zu regnen und wir marschieren gut gelaunt durch den saftig grünen Wald, der ab und an einen Blick auf die umgebenden Berge erlaubt. Leider gönnen uns die Wolken kein allzuschönes Panorama.

pfad durch den wald nach los perros 2022-02-09


aufstieg nach los perros 2022-02-09

Am Weg treffen wir auf diesen hübschen Magellanspecht, welcher sich auch noch äußerst kooperativ zeigt und sich für Fotos posiert zwischen den Pausen wo er das Holz des Baumes auf der Suche nach Nahrung maltretiert.

magellanspecht los perros 2022-02-09

Immer entlang am Rio de los Perros, welcher sich durch besonders türkises Wasser und ein paar hübsche Wasserfälle auszeichnet geht es sukzessive steiler bergan.

türkieses wasser rio de los perros-2022-02-09

wasserfall rio de los perros 2022-02-09

Die Brücken sind teilweise abenteuerlich aber man gibt sich immerhin mit Steighilfen Mühe und selbst mit den großen Rucksäcken schaffen wir alle Brücken ohne dabei nasse Füße zu bekommen :-)

gruppe auf brücke 2022-02-09

windschiefe brücke rio los perros-2022-02-09

Hier sind wir hinauf marschiert - immer am Fluss entlang.
aufstieg tal los perros-2022-02-09

Erstmalig kann man den Glaciar Los Perros an diesem Tag erkennen.
glaciar los perros neben rio los perros 2022-02-09

Wir haben Glück und ein paar Minuten zeigt sich sogar die Sonne. Beinahe haben wir unser Ziel für heute erreicht.
beinahe am ziel und kurz sonne 2022-02-09

Die Laguna Los Perros und dahinter der Glaciar Los Perros wie er sich in eben jene ergießt.

laguna los perros-2022-02-09

eiswände gletscher los perros 2022-02-09

gletscher los perros ergiest sich in laguna los perros 2022-02-09

Hier sieht man den Paso John Garner (linkes Drittel vom Bild) am Vorabend unseres Aufstiegs. Sieht eigentlich nicht so Schlimm aus.

paso john garner am vorabend des aufstiegs 2022-02-09

Gerade als ich mit den letzten Fotos fertig bin beginnt sich eine Regenfront zu nähern und wir machen uns auf schnellstem Weg ins Camp.

regenwände in los perros 2022-02-09

Der Augentrost ist uns bei dem Wetter leider kein Trost...
augentrost los perros chile 2022-02-09


Direkt vorm Camp erfolgt noch die obligatorische Meldung beim Ranger und anschließend dürfen wir auch schon die Zelte aufbauen. Wir suchen uns möglichst wenig gatschige Zeltplätze - ein eher aussichtsloses Unterfangen und bauen im beginnenden Regen im Akkord unsere Zelte auf.

campingplatz los perros 2022-02-09

Laut einigen Leuten am Campingplatz soll es über Nacht heftiger regnen oder sogar schneien und man erwartet Temperaturen um den Gefrierpunkt. Keine sehr einladende Vorstellung.
Warmes Wasser zum Duschen sucht man vergeblich und so drängen sich viele ungewaschene Wanderer in der befestigten Küche um sich dort beim Kochen und Einnehmen des Abendessens sowie vielen Tees aufzuwärmen.
David und Ben borgen sich noch wärmere Schlafsäcke aus und dann geht es in unsere kaltfeuchten Bettstätten. Wird wohl eine ungemütliche Nacht werden...

Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Montag, 07.03.2022, 06:30


Relativ spät machten wir uns von Serón auf zur zweiten Etappe in Richtung Camping Dickson. Es hatte über Nacht die Berge frisch beschneit und so bot sich uns ein äußerst idyllischer Anblick mitten im Hochsommer:

schnee beim weggehen 2022-02-08

schnee da wo gestern noch keiner war 2022-02-08

o-track seron-dickson 2022-02-08


Am Anfang geht es eher eben dahin und sukzessive wird der Weg steiler während er nach Süden dreht und man rechts neben sich einen kleinen See lässt. kleiner see am weg zum windy pass 2022-02-08


der weg kurz vorm windy pass 2022-02-08

Leider zeigt der Weg schon seinen typischen Charakter. Was auf der Karte nach konstantem Auf- oder Abstieg oder auch eben auch eben dahinmarschieren aussieht stellt sich als permanentes Auf und Ab heraus. Das macht die ersten 5-10 male nicht viel aus aber irgendwas nervt es einfach nur mehr wenn man die 25 kg am Buckel gerade wieder 30 Höhenmeter hinauf gehievt hat und sie 30 m weiter schon wieder 40 m bergab trägt nur um weitere 10 m weiter wieder 20 m aufzusteigen. Anzumerken ist, dass es keine offensichtliche Hindernisse gibt, die ein Anlegen des Weges auf einer Höhenlinie verhindern würden.
Angekommen am Windy Pass macht dieser seinem Namen alle Ehre und wir ziehen uns noch eine Schicht über, machen ein paar geschwinde Fotos und marschieren weiter

panorama aufsteig windy pass 2022-02-08


lago paine 2022-02-08
Der Lago Paine vom Windy Pass aus

Nun geht es bergab in Richtung Ranger-Station - natürlich nie nur bergab, sondern vertikal mäandernd verlieren wir ein paar hundert Höhenmeter. Es sollte eine der längsten Etappen werden und dazwischen liegt nur eine Rangerstation bei der wir hofften Kochen zu dürfen damit wir ein Mittagessen zubereiten könnten. Außerdem wird bei eben jener kontrolliert, ob man noch früh genug dran ist, den nächsten Campingplatz zu erreichen bzw. ob man für diesen überhaupt eine Reservierung hat. Wäre eines der beiden Bedingungen nicht erfüllt wird man zurück geschickt oder kann im schlimmsten Fall in einem Notquartier auf der Rangerstation schlafen.

Bei der Ranger-Station angekommen werden wir (wie überall) nach Passnummer, aktueller Körpertemperatur und COVID-Symptomen befragt. Diese in eine öffentlich ausliegende Liste eingetragen (mit Datenschutz haben des die Chilenen generell nicht so) und wir dürfen weiter. Zusätzlich bekamen das erhoffte frische Wasser zum Auffülen der Vorräte und heißes Wasser für unsere Campingmahlzeiten. Gestärkt ging es weiter stets bergauf und bergab um nach einigen Kilometern den Talschluss des Rio Paine zu erreichen. Nun geht es abwechslungsreich dahin und werden erstmals die schroffen Wände des Zentralmassivs von der Rückseite.

rückseite des massivs 2022-02-08

sumpflandschaft mit stegen am weg nach dickson 2022-02-08

Auch sumpfig wird es zwischendurch und der Weg verläuft über künstliche Stege.

Langsam aber sicher wird der Weg lang und die Motivation schwindet. Es geht noch einmal rund 100 Höhenmeter hinauf auf eine Anhöhe von der man nun endlich den Lago Dickson und das zugehörige Camp sieht.

das camp dickson von oben 2022-02-08

Die Höhenmeter wieder im steilen Gelände verloren und schon ist man nach rund 18 km im Camp Dickson.

camp dickson zelte 2022-02-08
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Sonntag, 06.03.2022, 16:38


Die erste Nacht im Zelt war bequemer als gedacht aber weit weg von bequem. Mit der Matte muss ich mich erst anfreunden so scheint es. Bis zum Sonnenaufgang hab ich noch reichlich Zeit und ich habe Glück: Die Berge erstrahlen tatsächlich wunderschön und mit dem ersten Sonnenstrahl wandelt es sich von absolut windstill zu einem leichten Lüftchen.

sonnenaufgang torres del paine massiv lago pehö 2022-02-06

sonnenaufgang mit regenbogen lago pehö torres del paine 2022-02-05

Am Weg zum Zeltplatz zurück traue ich meinen Augen kaum: Ein Fuchs sogar mit Jungtier. Nun wird mir auch klar was die ganze Nacht so komisch gekläfft hat. Wie ein alter Hund mit Mandelentzündung klingt der Andenfuchs. Leider ist es noch zu dunkel um Fotos von den beiden zu machen.


David, Ben und Lena erwachen auch und wir machen uns ans Frühstück. Das erste von vielen Oatmeals dieser Wanderung...Ich war und wurde kein Freund mehr davon.
Nach einem gemütlichen Vormittag und grobem Zusammenpacken treiben wir einen Fremdenführer auf, der uns für rund 10€ die 5 km auf der Straße mitnimmt zu unserem Ausgangspunkt. Er würde uns auch wieder abholen verspricht er. Wir werden sehen ;-)


salto grande lago nordenskjöld 2022-02-06
Der Salto Grande vom Lago Nordenskjöld in den Lago Pehoe

lena und david am weg zum mirador 2022-02-06

stromschnellen lago nordenskjöld 2022-02-06

Es werden immer mehr Touristen und wir sind schon ein wenig desperat weil wir eigentlich gerne etwas mehr Ruhe gehabt hätten. Jedoch keine 500 m weiter drehen 95% aller Touristen wieder um und wir haben den restlichen Weg beinahe für uns alleine.

spiegelglatte seen 2022-02-06

lena ben david top motiviert 2022-02-06


spiegelglattes wasser torres del paine nationalpark 2022-02-06


Leider ist es nicht sonnig, sondern eher grau-trüb. Dafür aber absolut windstill und die Berge ringsum spiegeln sich magisch in den Seen und Lacken.

mirador cürnos 2022-02-06
Blick vom Mirador Cuernos in Richtung Zentralmassiv des Torres del Paine Nationalparks. Gegenüber kann man den Campingplatz Francés erahnen. Dort wird es uns gegen Ende der Rundwanderung hin verschlagen.

lena bestens gelaunt am rückweg-2022-02-06


lena david ich top motiviert 2022-02-06
Die Laune ist gut auch bei trübem Wetter

cürnos del paine spiegelung 2022-02-06
So windstill ist es sehr, sehr selten hier...

ich vorm salto grande 2022-02-06
Ein Selfie muss auch noch sein ;-)

Nach rund 3 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück und tatsächlich kommt, mehr oder wenig pünktlich, unser Fremdenführer und bringt uns zurück ins Camp. Luxus pur :)

Nun geht es ans Zusammenpacken und zum Bus zum Ausgangspunkt unserer eigentlichen Rundwanderung - des O-Tracks. Der O-Track ist eine Variante wie man den Torres del Paine Nationalpark erkunden kann. Die überwiegende Anzahl der Besucher bewandert nur den südlichen Teil (W-Track) weil dieser deutlich kürzer und einfacher gestaltet ist. Natürlich sind wir nicht an einfach interessiert ;-)

Das Packen verläuft problemlos und plötzlich taucht auch der Fuchs von der Früh wieder auf:

andenfuchs pirsch lago pehö 2022-02-06

Er ist auch mehr als zutraulich und schleicht in wenigen Metern Entfernung um die Zeltplätze.

andenfuchs frontal 2022-02-06

andenfuchs lago pehö 2022-02-06

Auch den See genießen wir noch einmal in voller Schönheit:

der weg zum see camping pehö 2022-02-06

lena vor dem zentralmassiv 2022-02-06

wunderschönes panorama lago pehö 2022-02-06


Kurze Zeit später bringt uns der Bus mit einmal Umsteigen zum Ausgangspunkt des O-Tracks: dem Campingplatz Central. Kein Vergleich zum vorigen Campingplatz - es wurlt hier nur so von hunderten Touristen, man findet kaum einen Platz. Die Regeln sind strenger, die Wege zu WCs und Duschen weiter. Deutliche Abzug für die Gemütlichkeitspunkte. Wir lernen außerdem zum ersten mal die Plattformen zum Campen kennen. Das sind hölzerne, waagrechte Konstruktionen auf denen man sein Zelt aufbauen kann damit man a) mehr Isolation zum Boden hat, b) kein Wasser durch das Zelt durchfließt und c) u. U. eine vereinfachte Fixierung hat. Leider haben wir nur 2 Plattformen für drei Zelte. Ben ist sehr großzügig und baut sein Zelt am Boden auf. Danke Ben!

Am Abend werden die restlichen frischen Vorräte verkocht (wieder hervorragend, danke David!) und dann gehen wir ins wohlverdiente Bett.

Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Freitag, 04.03.2022, 06:16


Gemütiches Frühstück im Hotel Casa de la Patagonia, noch ein paar kleinere Besorgungen inkl. Sandwiches fürs Mittagessen und Organisation für die Zeit nach unserer Wanderung. Warum das? Ursprünglich wollten David, Lena und ich nach unserer Wanderung im Torres del Paine Nationalpark mit dem Bus nach El Calafate und El Chalten nach Argentinien fahren und dort noch ein wenig Wandern und die Aussicht auf die Berge Fiz Roy und Cerro Torre genießen. Im Internet waren darüber unterschiedliche Angeben zu finden und so wollten wir das vor Ort klären. Es stellte sich aber raus, dass (vermutlich als Nachwehe der Pandemie) keine öffentlichen Verkehrsmittel über die Grenzpässe nach Argentinien fuhren und keinerlei Mietwagen zu bekommen waren. Also musste ein anderer Plan her.

Wir würden nach Puerto Mont fliegen, von dort weiter nach Balmaceda und mit einem Mietwagen dann nach Süden bis nach Cochrane. Das möchte natürlich organisiert werden und ein Tor wer denkt, dass man das in wenigen Minuten mittels Internet lösen kann. Während David phrenetisch Flüge bucht ist Lena damit beschäftigt bei gefühlt 20 Mietwagenfirmen im Umkreis von 500 km anzurufen um sich nach der Verfügbarkeit eines rollenden Untersatzes zu erkundigen. Man kann sich vorstellen: das dauert. Warum ist das problematisch? Gleich außerhalb der Ortschaft Puerto Natales wird uns die Versorgung mit mobilem Internet verlassen und wir werden für eine längere Zeit offline sein. Es soll also vorher alles organisiert werden.
Gesagt getan, bis 10 Minuten vor geplanter Abfahrt wird telefoniert, gebucht und das mit Erfolg: Flüge und Auto sind gebucht. Versicherung fürs Auto auch. Also los - sind ja eh nur 5 Minuten zum Busbahnhof.

Naja...dachten wir halt. 5 Minuten wären es mim Auto. Laut Navigation zu Fuß 20-30 Minuten. Schöne Bescherung. Also die Beine in die Hand genommen und die 10 kg extra Gepäck zum 25 kg Rucksack und auf zum Bus. Mit gemütlichen Bergschuhen versteht sich. Also so kann das nix werden. Ben und David drücken Lena und mir das extra Gepäck in die Hand und legen (trotzdem mit Rucksack) einen Sprint zum Bus zurück. Lena versucht währenddessen telefonisch die Busfirma über unser Zuspätkommen zu informieren. Mit dem Hinweis eine ca 15 stellige Telefonnummer anzurufen (in chilenischer Geschwindigkeit auf Spanisch durchgegeben) während man im Schweinsgallopp sich dem Busbahnhof nähert sehen wir den Bus schon quasi als verloren an.
Währenddessen habe ich alle Taschen und versuche Taxis, welche zu Hauf an uns vorbei fahren, anzuhalten um diese als Transport zum Busbahnhof zu gewinnen. Nicht einmal eines hielt an.
Volllständig durchgeschwitzt und mit Kondition und Nerven am Ende (vor allem ich) erreichen wir den Bus. Ben hat "den Turbo" gezündet und war tatsächlich eine Minuten nach geplanter Abfahrt vor Ort - der Bus noch nicht mal gestartet. Ben hat sich dafür eine schöne Abschürfung am Rücken durch seinen Rucksack zugezogen.
Nach einer längeren Phase der Abkühlung und Luftfindung ging eine relativ bequeme Busfahrt in Richtung Nationalpark los. Die Landschaft änderte sich und wurde immer ländlicher und ist von steppenartiger Graslandschaft mit Pferde- und Schafshaltung geprägt.


farm um pürto natales 2022-02-05

Nach rund 2 Stunden Fahrt erreichen wir den Eingang des Nationalparkes. Dort müssen alle aussteigen und die Eintrittsgebühr begleichen. Aber die anwensenden Ranger wissen nicht wie (hallo? Ihr seid doch nicht erst seit gestern hier?). Wieder kann Lena uns aus dem Schlamassl ziehen und durch intuitives Aufsagen der 5 wichtigsten Regeln des Nationalparkes (Auf den Wegen beiben, nur am Campingplatz campen, Müll nicht liegen lassen, keine Tiere angreifen und niemals, niemals, niemals Feuer machen, Rauchen oder ähnliches außer es ist explizit erlaubt) und rund 25€ Gebühr pro Person wird uns der Eintritt gestattet.

eingang nationalpark torres del paine 2022-02-05

Es geht mim Bus weiter zum Camp Pehoe wo wir die erste Nacht verbringen werden. Das Wetter ist wolkig mit ein wenig Sonne und rund 15 Grad. Es geht ein kräftiger Wind aber es ist trocken.

Angekommen im Camp bauen wir unsere Zelte auf (ich zum ersten mal außerhalb der Wohnung) und richten unser Nachtlager ein. Anschließend gibt es was zu essen und wir erkunden die Umgebung unseres Camps.

zeltplatz lago pehö 2022-02-05

ben und david am weg zum lago pehö 2022-02-05

panorama lago pehö 2022-02-05

Am späteren Nachmittag steht noch ein Spaziergang auf den Mirador Condor mit herrlichem Blick über das zentrale Bergmassiv des Parkes an.

blick auf camping lago pehö 2022-02-05

blick über nationalpark torres del paine mirador condor 2022-02-05

das zentralmassiv torres del paine 2022-02-05


kleine marschausrüstung am weg vom mirador condor 2022-02-05



Am Abend wird gekocht und David beweist seine herausragende Eignung als Feldkoch. Hervorragend wars! Noch ein paar Bierchen und den Sonnenuntergang am Lago Pehoe genießen.


farbenfrohe wolken sonnenuntergang lago pehö 2022-02-05

sonnenuntergang lago pehö 2022-02-05

Am darauf folgenden Tag heißt es in aller Herrgottsfrühe aufzustehen um den Sonnenaufgang zu beobachten. Die Wolken sind vielversprechend.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Donnerstag, 03.03.2022, 07:03