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Hab vorige Woche die Fortbildung der Wiener Rettung zum Thema Verbrennungen besucht. Die Fortbildung hat sich in zwei Teile gegliedert. Der erste bestand aus den neuesten Guidelines und Ratschlägen der prähospitalen Verbrennungsversorgung und der zweite bestand aus einem Einblick in die innerhospitalen Verbrennungsversorgung inkl. verschiedener Hauttransplantationsmöglicheiten.
Vortragender war Dr. Lars-Peter Kamolz aus dem Wiener AKH.
Folgende Sachen waren laut Dr. Kamolz besonders wichtig bei der Versorgung von Verbrennungsopfern.

Kühlung:
Wie aktuelle Studien gezeigt haben, ist der Effekt der aktiven Kühlung der Wunden um ein Nachbrennen zu verhindern bei weitem geringer, als die Gefahr der Unterkühlung. Außerdem sei die Kühlung nur in den ersten 2 Minuten nach der Verbrennung hilfreich. Daher ist die aktuelle Lehrmeinung, dass man, wenn überhaupt, für maximal 10 Minuten mit handwarmen Wasser die betroffene Körperstelle kühlt falls nicht mehr als eine Bestimmte Menge der Körperoberfläche betroffen sind. Das sind für Erwachsene 20%, bei Kindern 10% und bei Säuglingen 5%. Bei größerflächigen Verbrennungen ist die Gefahr der Unterkühlung zu groß. Weiters sorgt die Kühlung für eine Vasokonstriktion, die eine Minderdurchblutung des betroffenen Gewebes zur Folge hat.
In diesem Zusammenhang ist es vor allem wichtig, dass nasse Kleidung vom Patienten entfernt werden muss. Trockene und nicht anhaftende Kleidung kann ebenfalls entfernt werden. Es muss aber stets für einen ausreichenden Wärmeerhalt gesorgt werden.

Versorgung von Brandwunden:
Brandwunden sollen mit einem lockeren, sterilen Verband abgedeckt und so schnell als möglich in ein Verbrennungszentrum gebracht werden. Aufwendige und zeitraubende Verbände sind zu unterlassen, da sie im Krankenhaus sofort abgenommen werden, um ein genaues Bild der Verbrennung zu bekommen.
Weiters wurde erwähnt, dass für die Wirksamkeit von spezial Verbrennungssets wie Waterjel etc keine Beweise vorliegen. Sie sind weder schädlich, noch nützen sie dem Patienten signifikant. Da sie aber sehr teuer sind, rät er eher ab davon.

Wärmeerhalt:
Das wichtigste Thema es Abends anscheinend. Patienten mit Verbrennungen sollen so schnell es geht in den RTW/NAW verbracht werden und dort weiterbehandelt. Das Auto ist so zu heizen, dass die Mannschaft es gerade noch irgendwie aushält. Als Beispiel hat er die Bedingungen gebracht unter denen er arbeitet: 37 °C - 40 °C Raumtemperatur bei Verbandwechsel und Operation.
Der Patient ist weiters gut zuzudecken und nicht weiter zu kühlen während der Fahrt.

Volumengabe:
Früher wurde bei Verbrennungspatienten immer die Baxter-Formel angewandt. Es hat sich aber gezeigt, dass eine Überwässerung der Patienten mehr schädlich als nützlich ist. Es soll daher die modifizierte Baxter-Formel angewendet werden. Sie lautet 2 ml /kg KG / % Verbrannte Körperoberfläche. Dabei werden 1 gradige Verbrennungen aber ignoriert. Sie zählen in diesem Fall nicht zur verbrannten KOF.
Die Hälfte des hier ausgerechneten Volumens kann in den ersten acht Stunden verabreicht werden. Allgemein eignet sich Ringer-Lactat besser als Kolloidale Lösungen. Bei Polytraumata wo die Verbrennung in den Hintergrund tritt ist die Volumengabe so zu wählen, wie sie bei Polytraumapatienten ohne Verbrennung angewendet würde. Weiters gibt es in diesem Fall keine Einschränkung bei HAES oder HyperHAES.
Idealerweise sollte der Patient anschließend eine HF von unter 120 min^-1 haben und einen MAP von 60-80 mmHg.
Weiters sollen die Infusionen nach Möglichkeit vorgewärmt werden.

Verbrennungskrankheit / Schock:
Die Ursache der Verbrennungskrankheit ist die besonders starke Freisetzung von Mediatoren, welche die Gefäßwände durchlässig werden lassen. Mit einem Schock ist bei einer Verbrannten KOF von
20% bei Erwachsenen, 10% bei Kindern und 5% bei Säuglingen zu rechnen. Ab dann spricht man von einem generally capillary leak.

Analgosedierung:
Eine Analgosedierung sollte sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern durchgeführt werden. Bei Kindern soll auf die Möglichkeit der per oralen oder rektalen Gabe geachtet werden. Dabei ist die rektale Gabe von Ketanest der per oralen zu Bevorzugen, da es hierbei nicht zu Erbrechen kommen kann. Als Dosis ist bei Kindern für Ketanest 1-2mg /kg KG zu rechnen. Bei Midazolam (Dormicum) 0,5 mg/kg KG, wobei eine Höchstdosis von 15mg nicht überschritten werden darf.

Inhalationstrauma:
Um das vorhanden sein eines Inhalationstraumas abschätzen zu können ist es besonders wichtig eine genaue und ausführliche Anamnese zu erheben. Auf folgende Punkte soll dabei besonders eingegangen werden:
  • Was hat gebrannt?
  • Wo hat es gebrannt? (Im Freien, im Schlafzimmer,...)
  • Wie hat es gebrannt? (Stichflamme, Zimmervollbrand, Explosion,...)
  • Wie lange war der Patient dem Feuer/Rauch ausgesetzt?
  • Wie war der Patient dem Feuer ausgesetzt? (Schlief der Patient im brennenden Zimmer, traf ihn eine Stichflamme beim Kochen, hat er nur Rauch eingeatmet,..)

Natürlich sind Indizien wie Ruß im Gesicht, Rachen, Nase, verbrannte Gesichts- oder Nasenhaare ein zu berücksichtigen.
Die Gabe von Kortikoiden scheint obsolet geworden zu sein, da es keinen Nachweis für Nutzen oder Schaden im Falle eines Inhalationstraumas gibt.

Intubation
Hat man früher gesagt, dass eine Intubation bei fast jedem Brandverletzten indiziert ist, so geht man heute immer mehr davon weg und sagt, dass nur mehr bei drohender oder bestehender Ateminsuffizienz, bei drittgradigen Gesichtsverbrennungen (nicht bei Verbrühungen!) oder bei Verbrennungen die mehr als 50% der KOF betreffen, intubiert wird.

Ab wann ein Verbrennungsbett:
Ab einer verbrannten KOF von 20% beim Erwachsenen, 10% beim Kind, 5% beim Säugling möglichst schnell ein Verbrennungszentrum aufsuchen. Außerdem bei Verdacht auf ein Inhalationstrauma, bei Verbrennungen von Gesicht, Händen, Füßen, Genitalien, Damm sowie der Haut über Gelenken. Auch jedes Elektrotrauma (bei Starkstrom) ist in ein Zentrum für Brandverletzte zu bringen.

Spezialfall: Kinder:
Da Kinder eine viel dünner Haut im Vergleich zu Erwachsenen haben, ist die Gefahr der Auskühlung besonders groß, es muss daher noch viel mehr auf Wärmeerhalt geachtet werden. Es soll weiterhin immer Sauerstoff gegeben werden und auch frühzeitig an Analgesie gedacht werden. Auch die Trachea von Kindern ist nicht nur absolut, sondern auch relativ gesehen dünner, was bei einem Inhalationstrauma noch schneller zu einem Zuschwellen der Atemwege führen kann. Die Indikation zur Intubation soll daher recht großzügig gestellt werden.
Ganz wichtig ist noch, dass nicht jedes Verbrennungsbett auch ein Verbrennungsbett für Kinder ist. Das muss auf jeden Fall vor dem Transport abgeklärt werden.
Direktlink  Kommentare: 3 geschrieben von potassium 30.01.2010, 15:25
Eingeordnet unter: Medizin, Rettung


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Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium 30.01.2010, 15:14
Eingeordnet unter: Humor, Party



Juhu, morgn is der letzte Labortag dieses Semesters.
Noch ein wenig die restriktierte und vorher amplifizierte DNA auf einem Agarose-Gel elektrophoresieren und dann abfotographieren. Das kann ja ned so schlimm sein, hfft :D
gn8
Direktlink  Kommentare: 2 geschrieben von potassium 27.01.2010, 23:31
Eingeordnet unter: Labor, Technische Chemie, Uni


Habe heute die letzte Besprechung vom VT-Labor hinter mich gebracht. Somit wäre das auch abgeschlossen.
Danke und nie wieder :D
Noch zwei Prüfungen VT (Mechanische- und Thermische Verfahrenstechnik) und ich brauch mit dem überhaupt nie wieder was zu tun haben.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium 21.01.2010, 18:47
Eingeordnet unter: Technische Chemie, Uni


Wie die meisten mitbekommen haben werden, gabs die letzten Tage vor allem in Deutschland eine rege Diskussion, ob Nacktscanner am Flughafen eingeführt werden sollen oder nicht.
In der ZDF-Show "Markus Lanz" wurde nun so ein Nacktscanner gleich mal vorgeführt und hat sich vollständig blamiert.

ROFLMAO
Das nenn ich mal EPIC FAIL!
Via Gulli
Direktlink  Kommentare: 1 geschrieben von potassium 17.01.2010, 18:28


Picture

Har Har :D
Quelle: MCS
Direktlink  Kommentare: 2 geschrieben von potassium 14.01.2010, 00:13
Eingeordnet unter: Filme, g33k-Humor, lost and found @ WWW


Hab wieder mal ein paar imho ganz lustige Merksätze für Medizin/RD gefunden

Meningismuszeichen: Nur Über Ludwig Erhardts Leiche
Nackensteifigkeit, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen, Lärmempfindlichkeit


Medikation bei einem akuten MCI:
MONA BH

Morphin, Oxygen, Nitrate, ASS, Betablocker, Heparin


Unterscheidung RSB vs LSB
WILLIAM
MORROW

Wenn der QRS-Komplex in V1 W-förmig und in V6 M-förmig ist, dann ist es ein Linksschenkelblock

Wenn er in V1 M-förmig und in V6 W-förmig ist, dann ein Rechtsschenkelblock


Die Schockformen: HANS K.
Hypovolämisch, Anaphylaktisch, Neurogen, Septisch, Kardial


Aufbau des Schädels
Kathi denkt an Prüfungs Glück
Knochen, Dura mater, Arachnoidea mater, Pia mater, Gehirn


Was für den Berni unseren alten Bakterien-Fetischisten:

Typischer Erreger der von Phlegmonen oder Abszessen
Phl(e)gmone sind Str(e)ptokokken
(A)bszesses sind St(a)phylokokken


Die Erregungsleitung des Herzens
Seine Antwort Hi(e)ss Tawara Purkinje.

Sinus-Knoten
AV-Knoten
His-Bündel
Tawara Schenkel
Purkinje Fasern


Unterschied Thrombus vs. Embolus
Ein Thrombus wird zum Embolus, wenn er auf die Reise muss.


Hinter dem Magen da liegt etwas und das ist das Pankreas! (by Schlurf)


Anzahl der Wirbel entsprechend der Segmente der Wirbelsäule:
HWS: 7 Wirbel
BWS: 12 Wirbel
LWS: 5 Wirbel
Um 7 fange ich an zu arbeiten, um 12 hab ich Mittagspause und um 5 is Feierabend.Bleiben dan nur noch Kreuzbein und Steißbein. (by Caro)
Eventuell sollte man sich auch noch merken, dass Atlas und Axis besondere Wirbel sind :-)

Wenn jemand noch gute hat dann kann er die gerne in den Kommentaren hinterlassen und ich pflege sie hier ein. Für Anatomie stellt der Thieme Verlag einige Merksätze zu Verfügung. Aber auch hier finden sich noch ein paar.
Direktlink  Kommentare: 9 geschrieben von potassium 12.01.2010, 13:07


Kennt hier jemand den Unterschied zwischen einer Normdüse und einer Normblende?
Abgesehen vom Aussehen :D
Druck wird bei beiden vor und nach der Rohrquerschnittsveränderung gemessen, beide vermindern die Flussgeschwindigkeit stark bzw sorgen für eine starke Drückerhöhung bei der Einschnürung..
Rätsel über Rätsel...Schöne Verfahrenstechnik ...
Direktlink  Kommentare: 10 geschrieben von potassium 09.01.2010, 18:05


ZitatNiemand kann Leute leiden, die inmitten einer Party auf ihrem mobilen Gadget Wikipedia-Seiten aufrufen und den Schlaumeier spielen.
...

Ohja, an wen erinnert mich das nur....
Quelle: Real Life
Direktlink  Kommentare: 6 geschrieben von potassium 09.01.2010, 16:03
Eingeordnet unter: Zum Nachdenken