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Dieser Artikel gehört zur Artikelsammlung Toxikologie.
Näheres dazu im Artikel Vergiftungen verständlich erklärt und was man dagegen tun kann.

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema: Vergifungen. Am besten beginnen wir, für den Rettungsdienst passend, mit einem Symptom. Dem anticholinergen Syndrom. Dieses zeichnet sich primär durch Tachykardie, heiße, gerötete Haut sowie eine geweitete Pupillen (Mydriasis) aus. Alles Effekte die durch den Sympathikus ausgelöst werden. Es wird also verständlich, dass der Parasympathikus an seiner bremsenden/beruhigenden Tätigkeit gehindert wurde und der Sympathikus die Kontrolle über die Organe hat. Wodurch passiert das nun?
Der Parasympathikus kann durch sog. Parasympatholytika gehemmt werden, diese können an die muscarinischen oder nicotinischen Acetylcholinrezeptoren binden, ohne jedoch dabei eine Reizweiterleitung auszulösen. Dadurch wird der Parasympathikus teilweise oder vollständig blockiert.
Dies geschieht zum Beispiel durch Alkohol, Tropanalkaloide (Atropin, Hyoscyamin), trizyklische Antidepressiva, GABA (Gamma-Amminobuttersäure) oder auch durch Anti-Histaminika (H-Reptoren-Blocker, Antiallergiemedikamente).

Als Antidot für so eine Vergiftung kommt Physostigmin (Med: Anticholium (R)) in Frage. Dieses ist ein reversibler Hemmer des Enzyms Acetylcholin-Esterase (AChE). Dieses Enzym spaltet den Neurotransmitter Acetylcholin im synaptischen Spalt, sodass es nicht mehr wirksam ist und der Parasympathikus nicht so stark erregt wird. Wird nun die AChE durch Physostigmin gehemmt, findet kein Abbau von ACh in synaptischen Spalt statt, die ACh-Konzentration steigt und das anticholinerge Syndrom wird damit bekämpft, indem der Parasympathikus wieder verstärkt erregt wird.

Auf die Dosierung möchte ich hier nicht weiter eingehen, da das zu weit gehen würde und für das Verständnis auch nicht von Relevanz ist.

Eine Übererregung des Sympathikus wurde nun geklärt, was ist aber, wenn der Parasympathikus überregt wird? Als Symptome hierbei würde man Schweißausbrüche, enge Pupillen (Miosis), Bradykardie, starker Speichel- und Tränenfluss, Muskelzuckungen, Erbrechen und schließlich Bewusstlosigkeit gefolgt von peripherer und zentraler Atemlähmung.
Dies Symptome können zum Beispiel bei Vergiftungen mit organischen Phosphorsäureestern (Schädlingsbekämpfungsmittel E605, Nervenkampfstoffe wie Sarin, Tabun oder VX) oder mit verschieden Pilzen (Risspilze oder Trichterlingen) auftreten.

Je nachdem welches Gift auf den Körper wirkt, kommt es zu einem anderen Effekt: Das Pilzgift Muskarin zum Beispiel wirkt auf die muskarinischen ACh-Rezeptoren und löst somit den gleichen Effekt aus wie ACh, ohne jedoch von der AChE abgebaut zu werden. Somit kommt es zu einer Dauererreung des Parasympathikus und den o.g. Symptomen.
Bei Vergiftungen mit organischen Phosphorsäureestern kommt es zu einer irreversiblen Hemmung der AChE und somit zu einem Überangebot an ACh, da dieses von der AChE nicht mehr abgebaut werden kann. Dies resultiert wiederum in einer Dauererregung des Parasympathikus.

Organische Phosphorsäureester sind starke Kontaktgifte, es ist daher unbedingt auf Selbstschutz zu achten! Um vor akzidentellen Vergiftungen zu schützen, sind Schädlingsbekämpfungsmittel stark blau eingefärbt. Hat ein Patient also blauen, schaumigen Auswurf vorm Mund und die o.g. Symtpome ist eine Vergiftung zumindest anzudenken. Weiters interessant ist, dass E 605 zwar verboten ist, jedoch auf vielen Bauernhöfen noch zu finden ist, da es noch Vorräte davon gibt, außerdem gibt es eine Menge anderer organischer Phosphorsäureester, die frei im Baumarkt verfügbar sind aber eine gleich oder ähnlich starke Giftwirkung aufweisen.

Um dem entgegen zu wirken ist ein Stoff nötig, der die Neurotransmitter (ACh oder Muskarin beispielsweise) von den Rezeptoren verdrängt, dabei selbst an die Rezeptoren bindet ohne jedoch einen Reiz dabei auszulösen oder weiterzuleiten. Dieser Stoff ist Atropin, ein Parasympatholytikum. Man sieht bereits: Was beim gesunden Menschen ein anticholinerges Syndrom auslöst, ist oftmals die einzige Rettung für einen vergifteten Menschen.
Besonders interessant dabei ist die Dosierung vom Atropin. Da dieses die Blut-Liquor-Schranke vergleichsweise langsam passiert, sind extrem hose Dosen von bis 100 mg Atropin als Bolus notwendig. Da es außerdem sehr schnell abgebaut wird im Körper, sind alle 10-15 Minuten Repitationen erforderlich. Dies führt zu einer möglichen Gesamttagesdosis von bis zu 15g(!!!). Vergleicht man das mit der notwendigen Menge bei einer gewöhnlichen Bradykardie, so ist das die 30 000 fache Menge!
Allgemein soll die Dosierung des Atropins an Hand von Herzfrequenz, Speichel-, Tränen-, und Schweiß-Fluss erfolgen, da diese Indikatoren für die parasympathische Aktivität darstellen.

Weiter gehts mim Artikel Vergiftungen mit Blausäure
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Freitag, 29.04.2011, 14:26


Wie den meisten bekannt ist erkannte schon Paracelsus, dass:
ZitatAll Ding' sind Gift und nichts ohn' Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist

Dieser allgemein gültige Satz stimmt so auch heute noch, so sind viele bekannte Antidota selbst auch starke Gifte oder für gesunde Menschen zumindest ungesund. Ich möchte in diesem Blogeintrag auf ein paar Vergiftungen eingehen, die ich durch einen sehr guten Artikel in der Fachzeitschrift Rettungsdienst [1] und dem Buch Medikamente in der Notfallmedizin [2], welche beide vom Author Mathias Bastigkeit geschrieben wurden.

Um die Wirkung von Gift und Gegengift zu verstehen muss man sich zuallererst die Anatomie des Nervensystems vor Augen führen, besonders des vegetativen Nervensystems. Sympathikus und Parasympathikus sind Teile davon, die jeweils entgegengesetzte Wirkung auf die Organe des Körpers haben.
So erweitert der Sympathikus die Puppillen, erhöht Herzfrequenz, Blutdruck, Hautdurchblutung und erniedigt die Sekretation von Verdauungssäften und erniedigt ebenfalls die peristaltischen Bewegungen des Verdauungstraktes. Er kann auch als Stressnerv für Flucht und Angriff gesehen werden. Der Parasympathikus bewirkt genau das Gegenteil, er verkleinert die Pupillen, senkt Herzschlag, Blutdruck, Hautdurchblutung. Er steigert die Persistaltik und die Sekretation von Verdauungsenzymen wie Galle, Bauchspeichel und Speichel.

Sympathikus und Parasympathikus stehen im Gleichgewicht, sprich wird einer von beiden geschwächt, so wirkt der andere entsprechend Stärker auf den Körper.

Gesteuert werden die Nerven über sogenannte Neurotransmitter. Der wichtigste Neurotransmitter des Sympathikus ist Noradrenalin, beim Parasympathikus Acetylcholin. Das funktioniert, indem Neurotransmitter von den Synapsen in den synaptischen Spalt ausgeschüttet werden und am gegenüberliegenden Ende des synpatischen Spaltes auf Rezeptoren treffen, an denen sie spezifisch binden.
Nun kommt es darauf an, ob bei der Bindung eines Rezeptors durch ein Molekül ein Reiz ausgelöst/weitergeleitet wird, oder nicht. Wird ein Reiz weitergeleitet/ausgelöst so spricht man von einem Agonisten (Verstärker), wird beim Binden an den Rezeptor hingegen kein Reiz ausgelöst, der Rezeptor also blockiert, so spricht man von einem Antagonisten.
Man unterscheidet hierbei noch zwischen mehreren Antagonisten, auf die jedoch hier nicht weiter eingegangen werden soll.

Weiter gehts im Artikel Vergiftungen mit Parasympatholytika (Alkohol, Atropin, GABA, Anti-Histaminika) oder Parasympathomimetika (organische Phosphorsäureester, Gift-Pilze)


[1] M. Bastigkeit; Rettungsdienst; Antidote: Welche sind ein absolutes Muss für den Rettungsdienst; 34. Jahrgang; Februar 2011; S. 38ff

[2] M. Bastigkeit; Medikamente in der Notfallmedizin, Stumpf & Kossendey; Auflage: 7., überarbeitete Auflage. (25. März 2008)
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Freitag, 29.04.2011, 14:20


Warum niemand anständige Sprache wie viertel Zwölf versteht, könnt ihr hier nachlesen.

Es lebe das oberzählige System!!!

Via m³s Soup
Direktlink  Kommentare: 5 geschrieben von potassium am Donnerstag, 13.01.2011, 00:17


kann man auf www.transplantation-information.de nachlesen. Für alle, die es interessiert :-)
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Montag, 13.12.2010, 21:57


Tjoa, am Freitag is Physik II Prüfung, was weiß ich nun dazu zu sagen?
So einiges :D
Malussscher Satz
Der zeitliche Abstand zwischen Paaren korrespondierender Punkte zweier Wellenflächen muss für alle Punkte gleich sein.
In homogenen, isotropen muss dieser Strahl eine Gerade sein.

Fermatsches Prinzip
Ein Lichtstrahl ist immer entlang jenes Weges, für den die Laufzeit am kürzesten ist.

Dispersion
Dispersion bezeichnet das Phänomen, dass in dispergierenden Medien der Brechungsindex abhängig von der Wellenlänge ist.
Dispergierende Medien sind Medien für die gilt: dv/dk != 0
Unter normaler Dispersion versteht man, dass der Brechungsindex mit steigender Frequenz zunimmt. Ist das Gegenteil der Fall, so spricht man von anormaler Dispersion.

Kohärente Wellen
Wellen nennt man kohärent, falls sie die gleiche Frequenz aufweisen und sich ihr Phasenunterschied mit der Zeit nicht ändert (k(r1 - r2) = const).
Nur kohärente Wellen können untereinander interferrieren.

Definition eines Photons
E = h * v = hquer * omega
p = h / lambda
m0 = 0

Postulate von Einstein und Planck
1.) Monochromatisches Licht besteht aus Energiepaketen (Photonen), deren Energie proportional zur Frequenz ihrer Lichtwelle ist.
2.) Trifft ein Photon auf ein geladenes Teilchen, so werden der Impuls und die Energie in diskreten Schritten übertragen.

Abbildungsfehler bei Linsen
chromatische Aberration: Da der Brennpunkt einer Linse Wellenlängenabhängig ist (Dispersion!), werden Achsparallele Lichtstrahlen nicht in einem Punkt (Brennpunkt), sondern in mehreren Punkten gesammelt.

sphärische Aberration: Bei großen Linsen ist es nicht mehr gegeben, dass alle achsparallelen Strahlen in einem Brennpunkt gesammelt werden. Je weiter der Strahl von der optischen Achse entfernt ist, desto größer ist der Effekt.

Huygensches Prinzip
Jeder Punkt, der von einer Welle überstrichen wird, kann als Ausgangspunkt einer neuen Kugelwelle betrachtet werden.

Dopplereffekt
Bewegt sich der Sender einer Welle auf den Beobachter zu oder der Beobachter auf den Sender zu, so beobachtet der Beobachter (was für ein scheiß!), eine Frequenzerhöhung. Vergrößert sich ihr Abstand, so beobachtet er eine Frequenzerniedrigung.

Machscher Kegel
Ein Machscher Kegel tritt auf, wenn sich der Sender einer (Schall)welle mit größerer Geschwindigkeit, als die Schallgeschwindigkeit im entsprechenden Medium fort bewegt.

So, das reicht mir erstmal. Den Rest darf jeder selbst nachlesen 8-)
Direktlink  Kommentare: 4 geschrieben von potassium am Mittwoch, 24.11.2010, 14:04


Lkw umgekippt: Schwefelsäure auf der A4 titel der ORF auf seinem Onlineportal. Klickt man den Artikel dann an kann man lesen:
ZitatDer Transporter hatte rund 26.000 Liter flüssigen Schwefel geladen.

Stellt sich nun die Frage: Lesen die Redakteure eigentlichen ihre eigenen Texte oder schreiben die einfach mal was runter und drücken auf veröffentlichen.

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Um aus diesem Schwefel Schwefelsäure zu machen, müsste man nur noch Vanadiumpentoxid auf die A4 karren und dazu noch ein wenig aufhzeizen (so auf 400-600 °C) und fertig. Unter diesen höchst realistischen Bedingungen hätte der ORF sogar recht, vllt. schauen Sie ja in die Zukunft oO

Hintergrundwissen:

Edit: Sie haben es anscheinend erkannt...
Direktlink  Kommentare: 2 geschrieben von potassium am Freitag, 19.11.2010, 11:37


Am Samstag waren einige Kollegen/Freunde und ich gemeinsam bei der Feuerwehr Wiener Neustadt wo gerade der Brandsimulator vorgeführt wurde. Nachdem wir alle mit Wasser- und Schaum-Feuerlöschern mal ein paar Feuerchen löschen durften, wurde vorgeführt was passiert, wenn man eine Spraydose über 50 °C erhitzt. Um es mal milde auszudrücken: Es war beeindruckend und empfiehlt sich nicht selbst nach zu machen.
Dabei wird eine Spraydose mit Treibgas in einen Gitterkäfig aus Stahl gestellt und dieser Verschlossen. Der Käfig wird dann mit einer Gasflamme des Brandsimulators erhitzt und dann gehts BUMM. Hier ein paar Ausschnitte aus dem Video (daher auch nur die geringe Auflösung).

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Die Dose platzt, der Inhalt tritt aus und verdampft augenblicklich

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Durch die Flammen rundherum zündet das Gasgemisch durch

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FEUER, viel Feuer

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Gibt einen ganz schönen Feuerball, im Auto brauch ich das nicht

Das ganze gibts bewegt auch auf Youtube zu sehen



Außerdem wurden wir auf der Feuerwache Wiener Neustadt herumgeführt und konnten die Fahrzeuge ansehen und es wurde uns einiges erklärt. Wahr sehr nett. Vllt bloggt Theo ja ein paar Fotos von Fahrzeugen oder anderen Bildern, der hat ja auch brav fotografiert.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Sonntag, 07.11.2010, 18:43






Wirkt zwar etwas altbacken ist aber aktuell wie eh und je.
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von potassium am Donnerstag, 16.09.2010, 00:44


Wie die meisten mitbekommen haben werden, gabs die letzten Tage vor allem in Deutschland eine rege Diskussion, ob Nacktscanner am Flughafen eingeführt werden sollen oder nicht.
In der ZDF-Show "Markus Lanz" wurde nun so ein Nacktscanner gleich mal vorgeführt und hat sich vollständig blamiert.

ROFLMAO
Das nenn ich mal EPIC FAIL!
Via Gulli
Direktlink  Kommentare: 1 geschrieben von potassium am Sonntag, 17.01.2010, 18:28


Heute durfte ich bei der Fortbildung der MA70 (Wiener Rettung und Krankentransporte) zum Thema "Der akute Brustschmerz" teilnehmen. Vorgetragen hat Dr. Wolfgang Scheiber von der Uniklinik für Notfallmedizin des AKH Wien sowie Dr. Günter Peter, ein Diplomant vom Dr. Scheiber, der seine sehr interessante Diplomarbeit präsentiert hat.
Erstmal zum Medizinischen:

Ursachen:
Die Gründe für Brustschmerzen sind mannigfaltig. So sind folgende Krankheitsbilder sehr oft mit dem Leitsymptom Brustschmerz verknüpft (diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Akutes Koronarsyndrom (NSTEMI, STEMI, AMI)
  • Pulmonalembolie
  • Aortendissektion
  • Perikarditis / Myokarditis
  • Kardiomyopathie
  • versch. Arrhytmien
  • Pneumonie
  • Pneumothorax
  • Pankreatitis
  • Hiatushernie - eine Sonderform der Zwerchfellhernie
  • Refluxkrankheit / Ösophagitis
  • muskoskeletäre Ursachen - z.B. Intercostalneuralgie
  • Psychische Erkrankungen - z.B. Panikattacke
  • ...

Diagnose:
Um zu einer Arbeitsdiagnose zu kommen sind beim Leitsymptom Brustschmerz eine gründliche Anamnese sowie eine klinische Untersuchung das Um und Auf. Zur Anamnese sind die Risikofaktoren der einzelnen Krankheitsbilder sehr wichtig, da diese einem wertvolle Information über die Wahrscheinlichkeit des Krankheitsbildes beim jeweiligen Patienten bringen.
Natürlich darf man bei auch das, bei Brustschmerz obligate, 12-Kanal EKG sowie die Erhebung des Blutdrucks, der Herzfrequenz, der Atemfrequenz sowie der Sauerstoffsättigung des Blutes nicht vergessen.
Innerklinisch stehen einem dann noch die Labordiagnose, CT, Szintigraphien zu Verfügung.

Stets wichtig ist es dabei auf vegetative Symptome wie schwitzen, (Todes-)Angst, Blässe zu achten. Diese Zeichen sollten einen immer alarmieren, da von einem lebensbedrohlichen Zustand des Patienten auszugehen ist.

Anamnese:
Auf die Beschaffenheit der Brustschmerzen muss im speziellen eingegangen werden, da diese Auskunft über die Ursache geben können - nicht müssen.
So sind folgende Fragen über den Schmerz nützlich und sinnvoll (PQRST-Schema):
  • P - Provokation: Was hat den Schmerz ausgelöst? Was erleichtert den Schmerz? Was verstärkt ihn?
  • Q - Qualität: Wie ist der Schmerz? Stechend, reißend, brennend, stumpf, pochend, kolikartig?
  • R - Region: Wo ist der Schmerz? Ist er lokal begrenz oder undefinierbar? Wander er?
  • S - Stärke: Wie Stark ist der Schmerz auf einer Skala von 1 bis 10 wobei 1 ein leichter Schmerz ist und 10 der stärkste vorstellbare/erlebte Schmerz, siehe VAS-Skala)
  • T - Time: Wie lange besteht der Schmerz? Hat er sich verändert? Haben Sie solche Schmerzen schon einmal gehabt?

Vor allem die Frage nach Region und Provokation können einem hilfreiche Tips liefern. Auch Bewegungs-, Atem- oder Belastungsabhängigkeit sind Hinweise.
Schließlich bleibt zu hinterfragen, ob der Patient auf die Therapie anspricht, sprich ob der Schmerz dadurch leichter wird.

Auch auf mit dem Brustschmerz in Zusammenhang auftretende Symptome muss geachtet werden. Dazu zählen
  • Atemnot
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Haemoptyse - Bluthusten
  • Fieber
  • Schwitzen
  • Synkope(n)
  • Palpationen
  • Fieber

All diese Informationen lassen, hoffentlich, Einschränkungen auf das Krankheitsbild zu.

Risikofaktoren:
Die Risikofaktoren sind vor allem bei den großen 3 (ACS, PE und Aortendissketion) wichtig um einen Hinweis auf die Ursache der Beeinträchtigung zu bekommen.
Risikofaktoren für ein ACS, umgangssprachlich Herzinfarkt, sind:
Diabetes Mellitus, Hypertonie, Nikotin-Abusus, Hyperlipidämie sowie eine positive familiäre Anamnese

Risikofaktoren für eine PE, umgangssprachlich Lungeninfarkt, sind:
Schwangerschaft, Immobilisation, Malignome, aktuelle oder vergangenge Beinvenenthrombosen sowie Exsiccose (führt zu einer Verdickung des Blutes)

Risikofaktoren für eine Aortendissektion sind: Hypertonie
So gut wie jeder Patient mit einer Aortendissketion hat eine seit längerem bestehende Hypertonie. Nicht immer ist das den Patienten bekannt.

Auf die großen 3 ging der Vortragende besonders detailiert ein: Akutes Koronarsyndrom (ACS), Pulmonalembolie (PE) sowie die Aortendissektion:

Akutes Koronarsyndrom (ACS)

Das ACS wird erstmal in STEMI oder NSTEMI eingeteilt.
STEMI = ST-elevation mycardial infarction
NSTEMI = non ST-elevation myocardial infarction und bezieht sich aut die ST-Hebung, die man im 12-Kanal EKG sehen kann, die bei einer ischämischen Schädigung des Herzmuskels auftreten kann.
Ist ein STEMI erst einmal diagnostiziert ist der akute Myokardinfarkt (AMI, Herzinfarkt) gesichert. Zusätzlich werden jedoch Laborwerte im Krankenhaus gemessen. So wird z.B. das Troponin T als Marker für einen AMI herangezogen.

Bei NSTEMIS kann man dann noch zwischen der instabilen Angina Pectoris und einem AMI entscheiden. Dies geschieht ebenfalls über Laborbefunde.
Die besonderen Gefahren bei einem AMI sind:
  • Bradykardie
  • tachikarde Arrhytmien
  • Linksherzdekompensation
  • kardiogener Schock
  • ischämische Myokardruptur

  • Als akute Therapie für einen STEMI wird derzeit zu folgenden Maßnahmen geraten:
    i.v. Zugang sowie dauerhafte EKG- und SpO2-Monitierung
    Als medikamentöse Behandlung hat sich das MONAH-Schema durchgesetzt
    Dabei bedeuten die Buchstaben folgendes:

    M - Morphium
    O - Oxygen - Sauerstoff
    N - Nitroglycerin
    A - Acetylsalicylsäure - ASS
    H - Heparin

    Zusätzlich wird oft noch Clopidogrel (Plavix (R)) als Antikoagulation sowie Beta-Blocker verabreicht.
    Dabei sollen Morphium, Nitroglycerin und Beta-Blocker den myokardialen Sauerstoffverbraucht reduzieren und die Sauerstoffgabe den vorhandenen Sauerstoff erhöhen.
    Heparin, ASS und Clopidogrel dienen der Antikoagulation bzw. der Thrombozytenaggregationshemmung.

    Als endgültige Therapie stehen bei einem ACS dann die systemische Thrombolyse oder die primäre coronare Intervention (PCI, PTCA) zu Verfügung.
    Welches der beiden Verfahren zur Anwendung kommt, kommt auf das Alter des Patienten, die Dauer der Beschwerden und die Zeit die der Patient benötigt um zu seiner endgültigen Versorgung zugeführt zu werden.
    Je älter der Patient desto potentiell gefährlicher wird die systemische Lyse, da die Gefahr einer Intrakranielle Blutung mit dem Alter zunimmt.

    Hinweis: Eine Thrombolyse gilt dann als erfolgreich, wenn 90 Minuten nach Medikamentengabe (Lyse!) die ST-Hebung im EKG um mind. 50% abgenommen hat!

    Pulmonalembolie (PE)

    Die Diagnose einer Pulmonalembolie ist im Allgemeinen schwierig, da die Symptome die ein Patient liefert sehr unspezifisch sind.
    Eine plötzlich auftretende Atemnot, ein akuter Thoraxschmerz sowie eine Kreislaufbeeinträchtigung sollte einen aber stutzig machen, vor allem wenn einer oder mehrere der Risikofaktoren auf den Patienten zutreffen.

    Im EKG sind nur selten Veränderungen zu sehen und selbst wenn, sind sie nicht immer spezifisch. Rund 6% aller PEs imponieren mit einer Rechtsherzbelastung, welche sich oft als Rechtsschenkelblock äußert.

    Im Labor lassen sich dagegen eindeutige Marker für eine PE bestimmen: Dazu gehören das D-Dimer, c-TnT sowie CRP.

    Eine Kontrastmittel-Spiral-Computertomographie gibt letztendlich die endgültige Diagnose.

    Die Therapie einer PE ist abhängig vom Schweregrad. Eine suspekte oder schwere PE (imponiert u.a. mit vegetativen Symptomen) wird so schnell als möglich systemisch Thrombolysiert. Eine leichtere Form der PE wird erst nach einem Zeitfenster von 72 Stunden lysiert um so ein genaueres Bild zu erhalten.
    Leichte PE werden mit Heparin und später mit Marcoumar oder anderen Antikoagulantien behandelt.


    Aortendissektion

    Aortendissektionen sind schließlich noch schwerer zu diagnostizieren als Pulmonalembolien-
    Als Symptome werden oft gesehen
    • plötzlicher, reißender Thoraxschmerz
    • vegetative Symptome wie Schweißausbruch, Angst, blasse u. kalte Haut
    • Schock
    • Symptome wie KHK, PAVK

    Als Therapie wird eine angemessene Analgosedierung sowie eine absolute Immobilisation empfohlen. Die Vitalparameter müssen ständig überwacht werden und der Blutdruck soll systolisch auf rund 100 mm Hg gehalten werden. Beta-Blocker können indiziert sein.
    Auch eine Schocktherapie wird in vielen Fällen notwendig sein.
    Rupturiert die Aorta auf Grund der Dissektion so ist die Prognose meist infaust.

    Soweit der Vortrag von Dr. Scheiber. Meine Mitschrift zu dem Vortrag von Dr. Peter ist leider nicht so detailliert und so muss ich mich auf ein paar kurze Stichworte dazu beschränken.
    Die Arbeit wertete Einsätze der Wiener Rettung von März bis Juni (?) 2006 aus, deren Anfahrtsdiagnose Herzinfarkt akut oder unklarer Thorax lautete.
    Dabei wurde ausgewertet welche Diagnosen die Notärzte vor Ort stellten, wieviele Patienten tatsächlich hospitalisiert wurden und welche Differenzen es zwischen den Diagnosen der Notärzte und des behandelnden Krankenhauses gab.
    So wurden bei der Anfahrtsdiagnose unklarer Thorax rund 30% der Patienten nicht hospitalisiert.
    Männer erhielten öfters Sauerstoff und einen Venenzugang als Frauen, warum das so ist, ging aus der Studie allerdings nicht hevor (Verschwörung? O_o)
    Bei den als Herzinfarkt akut alarmierten Einsätzen wurde kein Herzinfarkt übersehen und nur wenige waren als "falsch positiv" diagnostiziert.
    Bei den anderen gab es einen geringen Prozentsatz an nicht diagnostizierten AMIs.

    Zusammenfassend bleibt mir zu sagen, dass das eine der besten Fortbildung, die die MA70 geboten hat, seit langem war. Durch die Platzbeschränkung war eine deutlich angenehmere Atmosphäre während des Vortrages möglich. Kurzer Einwurf: Beim letzten Vortrag waren in einem Hörsaal für 80 Personen 170 Personen anwesend. Das Gekuschel kann man sich vorstellen.

    Wer es bis hier schafft, darf zur Belohnung einen Kommentar schreiben :P
    Direktlink  Kommentare: 4 geschrieben von potassium am Donnerstag, 05.11.2009, 01:27